In der Aschermittwochsasche klingt etwas Österliches an

Aus dem Tod wächst neues Leben

"An Aschermittwoch ist alles vorbei", heißt es in einem bekannten Karnevalslied. Für das ausgelassene Treiben an den Tagen zuvor mag das stimmen. Christen haben aber auch über den Aschermittwoch hinaus eine Perspektive.

Autor/in:
Fabian Brand
Ein Priester hält eine Schale mit Asche in der Hand / © Harald Oppitz (KNA)
Ein Priester hält eine Schale mit Asche in der Hand / © Harald Oppitz ( KNA )

In der antiken Mythologie gab es in Ägypten und Griechenland die Vorstellung von einem sagenumwobenem Vogel, dem man den Namen "Phönix" gab.

Diesem Vogel wurde eine besondere Eigenschaft zugeschrieben: Am Ende seines Lebens, so der Mythos, starb der Phönix, doch dies war noch nicht sein endgültiges Schicksal. Denn, so erzählte man sich, aus seinem Staub würde der Phönix neu wiedergeboren, er könne aus seinem verwesenden Leib zu neuem Leben auferstehen.

Der Zyklus von Werden und Vergehen, den jedes menschlichen Leben in sich trägt, wurde so auf ein mythologisches Wesen übertragen, dessen Existenz ganz und gar vom Sterben und Geborenwerden getragen ist. Im Sprachgebrauch hat sich aus dieser alten mythologischen Geschichte auch die Redewendung abgeleitet, etwas könne "wie der Phönix aus der Asche" erstehen.

Wie Phönix aus der Asche

Der christliche Glaube hat sich schon sehr früh von den mythologischen Inhalten seiner Umwelt losgesagt. Und dennoch ist der Phönix aus der Asche auch ein schönes Bild, um das zu beschreiben, was die Christen auf der ganzen Welt an Aschermittwoch feiern. 

Denn auch an diesem Tag, welcher den Beginn der österlichen Bußzeit markiert, geht es um die Asche. Es geht um das Zeichen der menschlichen Vergänglichkeit.

Beim Auflegen der Asche wird daher auch jedem Einzelnen neu zugesprochen: "Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehrst". Alles Leben ist dem Kreislauf von Werden und Vergehen unterworfen. Kein Leben, so mächtig oder prächtig es auch sein mag, besteht auf ewig.

Das hat schon der Beter des 49. Psalms erkannt, wenn er spricht: "Weise sterben; gemeinsam gehen Tor und Narr zugrunde und lassen andern ihren Reichtum. (...) Der Mensch bleibt nicht in seiner Pracht; er gleicht dem Vieh, das verstummt." Das Leben läuft auf den Tod zu, auch wenn Menschen diese Gewissheit immer wieder zu verdrängen suchen.

Symbolbild Aschermittwoch / © Vladyslav Trenikhin (shutterstock)
Symbolbild Aschermittwoch / © Vladyslav Trenikhin ( shutterstock )

Der Aschermittwoch mit seinem eindrücklichen Zeichen der Asche stellt das Jahr für Jahr wieder in den Mittelpunkt der Vorbereitung auf Ostern: Das menschliche Leben ist vergänglich und wird nicht auf ewig Bestand haben. Doch es wäre eine allzu traurige Botschaft, wenn man nur an diesem Zeichen der Asche festhalten würde. 

Vielmehr steckt doch gerade in diesem Hinweis auf die eigene Vergänglichkeit auch die Einladung, weiter zu sehen. So, wie der mythologische Phönix neu aus der Asche ersteht, so wird doch auch der Mensch nicht auf ewig dem Tod preisgegeben.

Schon der Psalm 49 endet nicht mit der zutiefst pessimistischen Weltsicht, dass alle sterben müssen. Am Ende blickt der Psalmbeter hoffnungsvoll in die Zukunft: "Doch Gott wird mich auslösen aus der Gefahr der Unterwelt, ja, er nimmt mich auf." Das ist die Gewissheit, auf die das Leben letztendlich zuläuft: Der Mensch zerfällt am Ende des Lebens zu Staub, er kehrt dorthin zurück, wovon er genommen ist.

Aber die Asche ist nicht das Letzte. Vielmehr erwächst gerade aus dem unausweichlichen Tod das neue Leben. Im Sterben des Menschen ist die Hoffnung auf seine Auferstehung begründet. Hier weitet sich der Blick, dass alles Leben nicht ins Leere läuft, sondern sich in Gottes schützender Hand geborgen weiß.

Gott selbst ist Mensch geworden

Und am Ende, da wird man nicht wie der Phönix aus der Asche erstehen.

Der Phönix ist ein Vogel aus der Mythologie, ein fantasievolles Wesen, das es in Wirklichkeit gar nicht gibt. Als Christen aber glauben und bekennen wir etwas anderes: Dass wir wie Christus aus der Asche zum neuen Leben auferstehen.

Das ist ein fester Glaube, der sich auf das Evangelium stützt. Auf eine Botschaft, die nicht nur ein Mythos ist, weil Gott sich in Christus selbst mit den Menschen verbündet hat. Gott selbst ist Mensch geworden und hat den Tod in seinem Sohn ein für alle Mal vernichtet. Das hat sich wirklich ereignet. Und deswegen ist die Ascheauflegung am Aschermittwoch kein trauriges Zeichen, nichts, das uns nur mit unserem Ende konfrontieren würde.

Am Aschermittwoch klingt in der Asche etwas tief Österliches an. Etwas, das am Anfang der Fastenzeit nur klein und unscheinbar vorhanden ist, das sich aber in den 40 Tagen der österlichen Bußzeit immer mehr vertieft und schließlich in den Jubel des Ostertags mündet. Wie Christus aus der Asche der Vergänglichkeit aufzuerstehen - das ist jener Glaube, der nicht nur durch die Fastenzeit, sondern durch das ganze Leben trägt.

Aschermittwoch

Am Aschermittwoch beginnt die 40-tägige Fastenzeit vor Ostern. Seit Ende des 11. Jahrhunderts gibt es die Tradition, sich an diesem Tag in Gottesdiensten ein Aschenkreuz auf die Stirn zeichnen zu lassen. Die aus gesegneten Palmzweigen vom Vorjahr gewonnene Asche gilt als Symbol der Trauer und Buße.

Aschermittwoch (Symbolbild) / © vetre (shutterstock)
Quelle:
KNA