Wie das Fasten im Kloster aussieht

Nur bei Wasser, Brot und Gebet?

Kein Alkohol, keine Süßigkeiten oder kein Handy: Der "Otto-Normal-Christ" sucht sich in der Fastenzeit vielleicht bewusst einen bestimmten Verzicht aus. Aber wie sieht das dann erst im Kloster aus?

 (DR)

Schwester Emmanuela Kohlhaas gibt Einblick.

DOMRADIO.DE: Viele Menschen nutzen die Zeit des Fastens, um ihrem Körper etwas Gutes zu tun. Inzwischen tun das auch viele Nicht-Christen. Keine Süßigkeiten, keine Zigaretten, kein Alkohol, kein Fleisch. Manche machen auch Handy-Fasten. Wie geht Fasten nach der Idee Ihres Ordensgründers?

Schwester Dr. Emmanuela Kohlhaas (Priorin des Benediktinerinnenklosters in Köln-Raderthal): Zunächst einmal gibt es diese Formen des Fastens natürlich auch. Das können die Schwestern ganz individuell für sich tun. Das tut einfach gut. Aber das ist natürlich letztlich für uns nicht der Sinn dieser Zeit. Der Sinn dieser Zeit liegt in der Vorbereitung auf Ostern.

Damit ist das letzte Ziel der Fastenzeit eine Konzentration auf das Wesentliche. Ein Zurückfinden, da, wo wir vielleicht das Wesentliche - selbst im Kloster - ein wenig aus dem zentralen Blick verloren haben. Alles andere dient diesem Anliegen.

DOMRADIO.DE: Wie konzentriert man sich denn auf das Wesentliche? Durch das Gebet?

Schwester Emmanuela: Gebet ist dabei sicher ein Faktor. Die Lesung - im Sinne von "die Heilige Schrift lesen" - ist ein zweiter wichtiger Faktor. Da kann es auch individuell sehr gut tun, auf dieses oder jenes mal bewusst zu verzichten, bestimmte Aspekte des Lebens zu ordnen.

Es gibt ganz verschiedene Formen und unser Ordensgründer sieht es so, dass es auch durchaus individuell sein soll. Das soll mit einem Menschen, der mich auf meinem persönlichen Weg begleitet, abgesprochen werden.

DOMRADIO.DE: Das heißt, Sie geben nicht vor, wie gefastet wird? Ist es eher eine individuelle Entscheidung einer jeden Schwester?

Schwester Emmanuela: In gewisser Weise ja. Es gibt schon gemeinsame Dinge. Die Küche reduziert automatisch. Es gibt keinen Nachtisch. Oder es gibt auch mal ein paar Tage, wo es abends nur Brot mit einem Schmierkäse gibt und das war's dann. Es gibt auch Schwestern, die vollständig Fasten - bei Wasser und Brot. An Tagen wie Aschermittwoch und Karfreitag tun das viele. Oder sie essen überhaupt nichts. Aber das ist dann schon wieder individuell.

DOMRADIO.DE: Aber zu sehr zu darben ist wahrscheinlich auch nicht so das Richtige, wenn man - so, wie Sie es teilweise tun - körperliche Arbeit verrichten muss?

Schwester Emmanuela: Ja. Es geht nie um das Fasten an sich. Sondern es geht darum, dass es eine positive Wirkung auf das Ganze hat.

DOMRADIO.DE: Vom Ursprung her sind die 40 Tage vor Ostern eine Zeit der Buße und Umkehr. Ein Pfarrer sagte einmal, dass er sich in der Fastenzeit zwingt, länger zu schlafen und weniger zu arbeiten. Wäre das auch ein Modell für Sie im Kloster?

Schwester Emmanuela: Das kann in gewisser Weise schon mal sehr sinnvoll sein. Länger schlafen ist ein bisschen schwierig. Bei uns geht um halb sechs die Glocke. Wir beginnen um sechs Uhr mit der Laudes. Da kann man sich eher mal entschließen, sich vielleicht mittags nochmal ein bisschen hinzulegen. Aber es kann durchaus sinnvoll sein.

Unsere Novizenmeisterin hat uns mal erzählt, dass sie als junge Schwester, als sie fasten wollte, gesagt bekommen hat: "Nein. Sie gehen jeden Morgen in die Küche und holen sich ein geschlagenes Ei mit Rotwein, weil Sie gesundheitlich so schlecht dran sind." Das ist ein ähnlicher Gedanke.

DOMRADIO.DE: Das heißt, die Vorbereitungszeit auf Ostern muss nicht unbedingt wehtun?

Schwester Emmanuela: Nein. Sie sollte konzentrieren, achtsam machen, wach machen. Sie sollte mich sensibilisieren für das, worauf es in meinem Leben ankommt. Sie muss aber nicht wehtun.

DOMRADIO.DE: Wäre denn Bier als Fastenspeise was für Sie?

Schwester Emmanuela: Also für mich wäre es eine echte Fastenspeise, weil ich kein Bier mag - muss ich gestehen. Das ist bei uns kein Thema. Vielleicht auch, weil wir Frauen sind. Es gibt Schwestern, die sehr gerne Bier trinken. Es gibt auch schon mal Bier. Aber in der Fastenzeit kommt das nicht vor.

DOMRADIO.DE: Der Sonntag war für uns Kinder früher immer die Gelegenheit, auf die prall gefüllten Kamelle-Tüten zurückzugreifen. Ist für Sie der Sonntag auch der Tag, an dem Sie mit dem Fasten pausieren?

Schwester Emmanuela: Ja. Wenn man die Sonntage mitzählen würde, wären es auch mehr als 40 Tage. Der Sonntag ist kein Fastentag. Bei uns ist es außerdem noch so: Es gibt ein paar große Feiertage, die immer in die Fastenzeit fallen: Joseph, Hochfest des heiligen Benedikt, und Verkündigung. Und da wird auch nicht gefastet.

Das Interview führte Tobias Fricke.

 

Quelle:
DR
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