Ökumenische Fastenaktion

"7 Wochen anders leben"

Mittlerweile gibt es in den sieben Wochen vor Ostern ganz verschiedene Möglichkeiten des Fastens. Tägliche Fastenimpulse in Form von Briefen und Broschüren bietet der Verein "Andere Zeiten" in Hamburg an, erzählt dessen Chefredakteur Frank Hofmann im domradio.de-Interview.

Fastenbücher (KNA)
Fastenbücher / ( KNA )

domradio.de: Fasten ist eine religiöse Praxis - welche Erfahrungen machen Sie mit diesem Thema, sind die Menschen aufgeschlossen das auszuprobieren?

Frank Hofmann (Chefredakteur "Andere Zeiten"): Auf jeden Fall sind die Menschen aufgeschlossen. Wir stellen fest, dass das Fasten immer mehr genutzt wird, um gerade diese mentalen, geistigen oder spirituellen Impulse zu erhalten. Es geht nicht einfach nur darum, ein paar Kilogramm zu verlieren oder irgendeine lästige Gewohnheit abzulegen.

domradio.de: Das heißt sie wollen sich auch denen zuwenden, die nicht unbedingt aus dem kirchlichen Kreis kommen? 

Frank Hofmann: Wir sind ein ökumenischer Verein und sehen dieses Fastenthema insbesondere auch nicht nur unter ökumenischen Gesichtspunkten. Die interreligiösen Aspekte spielen auch eine Rolle. Nach unseren Erfahrungen kann auch jemand, der sich als Agnostiker bezeichnet, etwas mit dieser Fastenzeit anfangen. Diese sieben Wochen vor Ostern geben die Möglichkeit, in der Gemeinschaft etwas zu ändern beziehungsweise auch sein eigenes Verhalten zu verändern. Diese Option nutzen sehr viele Menschen aus und nehmen dann auch unsere Angebote wahr.

domradio.de:  "7 Wochen anders leben" ist ein Ansatz - was genau bieten sie an?

Frank Hofmann: Wir haben zwei verschiedene Sachen. Zum einen gibt es die Aktion, die aus wöchentlichen Briefen besteht. Das sind die sogenannten Fastenbriefe. Man kennt so etwas aus der kirchlichen Tradition. Es sind Briefe, die dem Fastenden Motivation und Anregungen geben, mit denen sie sich auseinandersetzen können. Sie versuchen auch die Dramaturgie dieser sieben Wochen nachzuzeichnen - von anfänglicher hoher Motivation bis hin zur Durststrecke. Daneben haben wir noch einen Fasten-Wegweiser mit täglichen Impulsen, der ist offener gehalten und spricht Menschen an, die nicht christlich sozialisiert sind. Darin sind Meditationselemente enthalten. Mit diesen beiden Angeboten versuchen wir, einer relativ große Zielgruppe von Fastenden Impulse zu geben und aus der Fastenzeit so viel wie möglich rauszuholen.

domradio.de: Wie muss man sich das vorstellen: Man öffnet morgens im Büro seine Emails und ließt einen Text?

Frank Hofmann:  Wir setzen ganz unmodern auf haptische Gegenstände. Unsere Brief sind auf feinem Papier gedruckt. Sie werden per Post verschickt, sodass man dann auch den Umschlag öffnen muss. Wir machen so wenig wie möglich über elektronische Medien, bieten dafür aber ein Fastenforum im Internet an (http://www.forum.anderezeiten.de/forum.php). Dort kann man sich über seine Erfahrungen austauschen. Der Fastenwegweiser ist auch eine gedruckte Broschüre, die man als Tagebuch benutzen kann und tägliche Impulse enthält.

domradio.de: Gibts da jetzt schon Rückmeldungen?

Frank Hofmann:  Es gibt sehr viele Rückmeldungen. Unsere Arbeit besteht zur Zeit hauptsächlich darin, diese Rückmeldungen zu bearbeiten. Wir merken, dass auch kleinste Verhaltensänderungen viele Denkprozesse auslösen. Es kommen zum Beispiel Traumata aber auch wunderschöne Erlebnisse wieder an die Oberfläche. Es ist sehr existenziell und genau das ist das Überraschende beim Fasten, dass eben so scheinbar kleine Änderungen so viel auslösen können. In der Folge entsteht viel seelsorgerischer Bedarf, den wir zu befriedigen versuchen.

Das Gespräch führte Verena Tröster.


Quelle:
DR