Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit

Ein Kreuz von Asche

Ein Kreuz von Asche, das sich die Gläubigen in den Gottesdiensten am Aschermittwoch auf die Stirn zeichnen lassen, ist das äußere Zeichen für den Beginn der Fastenzeit. Die dauert bis Ostern und will den Christen helfen, sich auf das Fest der Auferstehung Jesu Christi vorzubereiten.

Autor/in:
Peter Weidemann (BistumsPressedienst Erfurt)/KNA
Aschermittwoch der Künstler 7 / © Boecker
Aschermittwoch der Künstler 7 / © Boecker

Asche symbolisiert seit alters her die Vergänglichkeit des Menschen sowie Trauer und Buße. Dennoch beherrscht trotz dieses dramatischen Beginns nach den bunten Tagen des Karnevals und der nüchternen Liturgie des Aschermittwochs kein grauer Schatten die Fastenzeit, wie der Erfurter Liturgiewissenschaftler Benedikt Kranemann unterstreicht. "Die Fastenden können sich über Zeit und Gelegenheit freuen, ihre Antennen wieder auf Gott auszurichten und die eigene Glaubenszuversicht zu erneuern." Freude und Gewissheit, dass der Tod nach christlichem Glauben nicht das letzte Wort über den Menschen spricht, würden diese 40 Tage bis Ostern bestimmen, sagt Kranemann.

Eigentlich müsste man von 46 Tagen sprechen, doch die Sonntage sind vom Fasten ausgenommen, weil jeder Sonntag ein kleines Osterfest ist, an dem die Gemeinde zusammenkommt, Gott Dank sagt und den Tod und die Auferstehung Jesu Christi feiert. "Das Ziel der Fastenzeit ist eben Ostern und nicht das Fasten selbst", erklärt der Experte. Die Kirche spreche darum auch lieber von der österlichen Bußzeit als von der Fastenzeit, damit sich der Blick nicht auf das Fasten verengt.

Damit ist nicht allein der Verzicht auf Nahrung gemeint. "Es geht um ein bewusstes Durchbrechen gewohnter Lebensabläufe. So soll bewusst werden, was wirklich im Leben zählt: Zum Beispiel Solidarität, indem man selbst auf Dinge und Vergnügungen verzichtet und das gesparte Geld anderen spendet. Oder die gemeinsame Zeit mit der Familie, weil man das Fernsehen einschränkt", sagt Kranemann. Das könnten befreiende, also österliche Erfahrungen sein. "Und selbstverständlich gehören auch Stille, Gebet und Meditation in diese Zeit", ergänzt der Liturgiewissenschaftler.

40 Tage Fastenzeit sind kein Zufall
Die Zahl 40 hat in der jüdischen und christlichen Überlieferung eine hohe Symbolkraft. Immer wieder findet sie sich in den Schriften des Alten und des Neuen Testaments. So ergoss sich der Regen der Sintflut 40 Tage und 40 Nächte auf die Erde. Auch wartete Noah, nachdem die ersten Berge wieder sichtbar wurden, 40 Tage. Erst dann öffnete er das Fenster der Arche, um den Raben heraus zu lassen. Das Volk Israel wanderte nach dem Auszug aus Ägypten 40 Jahre durch die Wüste und durchlief damit eine Zeit der Läuterung. Moses war Gott auf dem Berg Sinai 40 Tage nahe. Die Stadt Ninive hatte 40 Tage, um ihre Sünden zu bereuen. Und auch Jesus ging 40 Tage in die Wüste, um sich durch Gebet und Fasten auf seine Sendung vorzubereiten. Zwischen seiner Auferstehung und Himmelfahrt lagen laut Lukas-Evangelium 40 Tage.

Für Theologen steht die Zahl 40 damit für einen Zeitraum, der zu Buße und Besinnung auffordert, der Wende und Neubeginn ermöglicht. Sie wird gebildet aus dem Produkt von 4 und 10. Die 4 steht dabei üblicherweise für das Weltumspannende, Irdische und Vergängliche. Sie symbolisiert die Himmelsrichtungen, die Elemente Feuer, Erde, Wasser, Luft, die Lebensphasen Kindheit, Jugend, Erwachsensein, Alter und die menschlichen Temperamente. Die 10 gilt als Zahl des in sich Vollendeten, Ganzen: Sie ist die Summe der ersten vier Ziffern 1 + 2 + 3 + 4 und bezeichnet die Zahl der Finger und Zehen. Sie dokumentiert ihren ganzheitlichen Anspruch nicht zuletzt in der biblischen Zahl der Zehn Gebote.

Allerdings beschränkte sich das Fasten der Christen zumindest im Mittelalter nicht auf die 40 Tage vor Ostern: Auch der Advent war eine Buß- und Fastenzeit, dazu fast alle Freitage und je nach Region der Mittwoch oder Samstag sowie die drei Bettage vor Christi Himmelfahrt und die Vorabende der Heiligenfeste. Unterm Strich waren zeitweise an rund 150 Tagen im Jahr nur Fisch und Gemüse erlaubt, teilweise sogar Milch und Eier "als flüssiges Fleisch" verboten.

Zuwiderhandlungen gegen die mittelalterlichen Fastengebote wurden bestraft: Von Stockschlägen über Einsperren bei Wasser und Brot bis zum Ausreißen der Zähne reichte das Spektrum. Die armen Leute, die Kraut- und Rübenfresser, wie man sie nannte, dürfte das allerdings kaum gestört haben. Herrenspeisen wie Fleisch oder Wild kamen bei ihnen ohnehin fast nie auf den Tisch.