In Speyer wird die katholische Fastenaktion "Misereor" eröffnet

"Menschenwürdig leben - Kindern Zukunft geben"

Das Bischöfliche Hilfswerk Misereor ist das weltweit größte kirchliche Entwicklungshilfswerk. Es wurde 1958 von den deutschen katholischen Bischöfen auf Vorschlag des damaligen Kölner Kardinals Josef Frings als Aktion gegen Hunger und Krankheit in der Welt gegründet. Eine Hilfe, die heute so notwendig ist wie damals.

 (DR)

Am Sonntag eröffnete die katholische Kirche in Deutschland ihre 54. Fastenaktion "Misereor" im Speyerer Dom. An den Sammlungen unter dem Leitwort "Menschenwürdig leben - Kindern Zukunft geben" beteiligen sich nach Angaben des bischöflichen Hilfswerks 10.000 katholische Pfarrgemeinden. "Misereor" unterstützt seit 1959 Notleidende in Afrika, Asien und Lateinamerika. Im vergangenen Jahr hat die Aktion mehr als 17 Millionen Euro eingebracht.



Der Einsatz für Kinder und Jugendliche weltweit sei ein zutiefst kirchlicher Auftrag, sagte der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann im Eröffnungsgottesdienst. Die "Todesspirale von arm und reich" umzukehren und Lebensperspektiven für die Benachteiligten zu ermöglichen, sei eine für die Zukunft der globalisierten Welt entscheidende Aufgabe. Die Eliten dieser Welt schauten vielfach weg. "Wer arm ist und auf der Schattenseite dieser Erde lebt, bekommt keine Chance, wenn nicht Menschen da sind, die das nicht untätig hinnehmen, sondern sich das Schicksal der Kleinen zum eigenen machen", sagte Wiesemann.



Kritik im Vorfeld

Im Vorfeld der Eröffnung hatte Wiesemann kritisiert, dass es in Deutschland immer noch nicht gelungen sei, 0,7 Prozent des Bruttoinlandprodukts für die Entwicklungshilfe zur Verfügung zu stellen, obwohl die Regierungen dies bereits vor 40 Jahren vereinbart hätten. Auch das vor zwölf Jahren auf dem Millenniumsgipfel vereinbarte Ziel, bis 2015 die Armut in der Welt zu halbieren, sei nicht mehr erreichbar. Solange es nicht gelinge, solche Minimalziele zu erreichen, seien arme Menschen im Süden auf Solidarität angewiesen.



In den Elendsvierteln dieser Welt lebten eine Milliarde Menschen, darunter 400 Millionen Kinder und Jugendliche, deren Start ins Leben besonders gefährdet sei, sagte "Misereor"-Hauptgeschäftsführer Josef Sayer. Dies sei unwürdig in einer Welt, die so viele Luxusgüter habe wie noch nie. Wenn Hungernde für die Regierenden eine geringere Rolle spielten als der Finanzsektor, müssten Christen sagen, dass etwas schieflaufe. Das 1958 von der Deutschen Bischofskonferenz gegründete Hilfswerk fördert aktuell etwa 3.600 Projekte in fast 100 Ländern.