Zahlreiche Aktionen laden zur Fastenzeit ein

Heitere Abstinenz

Adieu Schokolade und Bier, willkommen 40 Tage Abstinenz. Nach den närrischen Tagen auf liebgewonnene Laster zu verzichten, liegt im Trend. Nicht nur Zeitschriften, sondern auch Internet-Portale wollen ihre Leser davon überzeugen, dass man Verzicht üben und seinem Körper gleichzeitig etwas Gutes tun kann. Wer möchte, kann sich sogar ein Rundum-Sorglos-Paket mit Diät-Produkten für die Frühlingsfigur nach Hause schicken lassen. Damit die Pfunde purzeln und das Gemüt heiter wird.

Autor/in:
Christoph Arens
 (DR)

Glaubt man einer neuen Umfrage, wollen 16 Prozent der Bundesbürger zwischen Karneval und Ostern fasten. Nach einer Emnid-Umfrage für die "Bild am Sonntag" wird in Westdeutschland eher gefastet als im Osten. So erklärten 17 Prozent der befragten Westdeutschen und hier 20 Prozent der Frauen, sie wollten bis Ostern eine Zeit des Verzichts einlegen. In den östlichen Bundesländern bekundeten sowohl

11 Prozent der Befragten als auch 11 Prozent der Frauen diese Absicht.



Doch die 40 Tage vor Ostern können mehr sein als eine Diät, meinen die Kirchen. Ziel der Fastenzeit sei es, freier zu werden und sich selbst von unbemerkten Abhängigkeiten zu lösen, betonen die katholischen Bischöfe. Verzichten könne man beispielsweise auf den "unkontrollierten Gebrauch der Medien" sowie auf "Partys, Tanzveranstaltungen und ähnliche Vergnügungen".



Dem Ideenreichtum werden keine Grenzen gesetzt. Zum 15. Mal etwa laden die Kirchen im Südwesten Deutschlands sowie in Luxemburg zu einem "Autofasten" ein. Bei der Klimaschutz-Aktion geht es darum, das Auto möglichst oft stehen zu lassen und alternative Formen der Mobilität auszuprobieren.



Virtuelles Fasten

Aber im 21. Jahrhundert kann man auch virtuell fasten. "Tasten fasten - wag echte Begegnungen", so nennt die vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und dem katholischen Entwicklungshilfswerk Misereor initiierte gemeinsame "Jugendaktion 2.012" einen ihrer sieben Impulse für die 40 Tage bis Ostern.



Gerade unter Jugendlichen passiere kaum noch etwas von Angesicht zu Angesicht, erläutert Misereor-Redakteur Jörg Nottebaum die Motivation. Statt miteinander zu sprechen, klickten viele Jugendliche verstärkt auf "Gefällt mir"-Buttons und schickten sich SMS. "Wir verlernen langsam, wieviel Spaß es macht, Freude im Gesicht des anderen zu sehen, wenn wir ihn loben oder zu einer Party einladen", meint Nottebaum. Schon eine Woche "ohne Tasten" könne da helfen, den Wert des Miteinanders neu zu erfahren.



Allerdings können die neuen Medien auch zu Fastenaktionen ermuntern. So bietet die katholische Kirche wieder ein "SMS-Fasten" an:

Handynutzer erhalten nach Anmeldung ab Aschermittwoch in den 40 Tagen bis Ostern täglich einen kurzen Bibelvers als SMS. Ziel sei, mit den biblischen Botschaften den Alltag zu unterbrechen und sich auf Gott zu besinnen. Anmeldungen sind unter sms-fasten.de oder per SMS mit dem Begriff "Fasten" an die Nummer 3 10 00 möglich.



7 Wochen anderes leben

Auch das Portal "katholisch.de" bietet während der 40 Tage vor Ostern Fasten-Exerzitien an. User erhalten jeden Tag einen Fastenimpuls von Pater Erich Purk. Der Exerzitien-erfahrende Kapuziner lädt diesmal dazu ein, sich mit dem Thema "Vertrauen" auseinanderzusetzen. Der Schauspieler Michael Mendl hat die Impulse eingesprochen, so dass die Texte auch als Audio abgerufen werden können. Wer intensivere Begleitung sucht, kann unter über dreißig erfahrenen Seelsorgern seinen Mailpartner aussuchen.



Zum zehnten Mal lädt auch der ökumenische Verein "Andere Zeiten" zu seiner Fastenaktion "7 Wochen anders leben" ein. Teilnehmer erhalten von Aschermittwoch bis Ostern sieben Mal persönlich gestaltete Post, die zum Durchhalten ermuntert.