Zahlreiche Aktionen laden zur Fastenzeit ein

Das Leben entrümpeln

Ein paar Pfunde verlieren, sich mehr Zeit nehmen, das Leben entrümpeln: Die zwischen Weihnachten und Silvester für das neue Jahr gefassten Vorsätze sind längst an der Wirklichkeit zerschellt. Ab Mittwoch bietet sich eine neue Chance: Mit dem Aschermittwoch beginnen die christlichen Kirchen die 40-tägige Fastenzeit, die auf Ostern vorbereiten soll.

Autor/in:
Christoph Arens
 (DR)

Buße und Umkehr: Schon farblich schlägt sich das in den katholischen Gottesdiensten bis Ostern nieder. Die vorherrschende liturgische Farbe ist das Lila - und das steht bei Farbpsychologen wegen seiner Mischung aus dem kostbaren Purpurrot und einem eher kalten, schweren Blau für das Geistige, für den starken Kontrast zu allem Körperlichen.

Buße und Umkehr: Das klingt für viele nach Selbstkasteiung und Opfern. Die katholische Kirche müsse sich fragen, ob sie das Thema nicht viel zu negativ verkauft habe, meint etwa der evangelische Pfarrer und Erfolgsautor Tiki Küstenmacher. «Ich glaube, Gott hat nichts davon und findet auch keinen Gefallen daran, wenn wir uns Schaden zufügen oder wenn wir ihm etwas aufopfern.» Fasten heiße, Platz zu schaffen für Wesentliches, über sich hinaus zu denken und dadurch seine Beziehung zur Umwelt oder auch zu Gott zu verändern.

Fastenbotschaft des Papstes
So ähnlich hat das auch Papst Benedikt XVI. in seiner Botschaft für die diesjährige Fastenzeit formuliert. Er ruft die Katholiken zu einem bewussteren Leben auf. Fasten erleichtere die Rückbesinnung auf Gott und bedeute dann auch einen freiwilligen Verzicht zum Heil anderer. Das Kirchenoberhaupt ermuntert die Katholiken, das Fasten auch in den Gemeinden stärker zu üben. Das entspreche der Praxis der frühen christlichen Gemeinden und müsse wiederentdeckt werden.

Dass die Fastenzeit in Deutschland wieder zu einem wichtigen Thema geworden ist, zeigt die wachsende Vielfalt an Initiativen christlicher Verbände und Organisationen. Erneut ruft das katholische Entwicklungshilfswerk Misereor in seiner Fastenaktion zu Spenden für Entwicklungsländer und zu einem Überdenken des eigenen Lebensstils auf. Die evangelische Kirche startet am Aschermittwoch ihre jährliche Fastenaktion «Sieben Wochen Ohne». In diesem Jahr will sie den Teilnehmern helfen, «sich vom Ballast vor sich hergeschobener Entscheidungen» zu befreien.

SMS-Fasten, Autofasten und Fastenimpulse für Männer
Auch der in Hamburg ansässige ökumenische Verein «Andere Zeiten» lädt erneut zu seiner Aktion «7 Wochen anders leben» ein. Er wolle die Teilnehmer mit einem wöchentlichen Brief durch die Passionszeit begleiten und zum Durchhalten motivieren, erläuterte Vereinsgründer Pastor Hinrich Westphal. Tradition hat auch schon das SMS-Fasten, das das Kölner domradio in Zusammenarbeit mit der Katholischen Fernseharbeit anbietet. Ab Aschermittwoch erhalten Interessierte an jedem Tag der Fastenzeit einen Bibelvers auf ihr Handy. In diesem Jahr beteiligen sich daran auch Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU), ZDF-Moderator Peter Frey und die Bischöfe Gebhard Fürst und Franz-Peter Tebartz-van Elst.

Einen spirituellen Fastenzeit-Begleiter speziell für Männer bieten die Katholische Erwachsenenbildung Frankfurt, die Katholische Glaubensinformation (kgi) und die Kirchliche Arbeitsstelle für Männerseelsorge. Unter dem Motto «Halt an. Wo läufst du hin?» erhalten Teilnehmer an besonderen Tagen der Fastenzeit per E-Mail Fastenimpulse gemailt. Die Aktion ermuntert Männer, das eigene Lebenstempo zu überdenken.

Zum «Autofasten» laden erneut die katholischen Bistümer Trier und Mainz, die Evangelischen Kirchen im Rheinland, in Hessen-Nassau und in der Pfalz sowie die christlichen Kirchen im Großherzogtum Luxemburg ein. Den Veranstaltern geht es darum, die Umwelt zu schützen und eine neue Lebensqualität zu entdecken. Auch der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) will nicht den Verzicht in den Mittelpunkt seiner diesjährigen Fastenaktion stellen. Vielmehr soll es unter dem Motto «7 Wochen miteinander in eine nachhaltige Zukunft» um die Überprüfung und Veränderung eigener Konsumgewohnheiten gehen.