Halbzeit beim Kölner Kirchenkongress

Stimmung gut - Glaube fest

Das fünftägige Glaubensfest fügt sich, so scheint es, harmonisch in die Domstadt ein. Zur Halbzeit am Freitag stellt sich die Frage nach einer ersten Zwischenbilanz.

Autor/in:
Joachim Heinz
"Herr, zu wem sollen wir gehen?" (dpa)
"Herr, zu wem sollen wir gehen?" / ( dpa )

"No tourist info" - "Keine Touristeninfo": So steht es am Infostand des Eucharistischen Kongresses direkt gegenüber vom Kölner Hauptbahnhof. Die freiwilligen Helfer weisen trotzdem auch dem ein oder anderen orientierungslosen Feriengast den Weg, getreu dem Leitspruch des Katholikentreffens "Herr, zu wem sollen wir gehen?" Im selbst ernannten Herzen der - rheinischen - Welt kommt eine solch pragmatische Haltung gut an.

Kurienkardinal Walter Kasper, der an diesem Tag vor 700 Geistlichen spricht, berichtet von einer "sagenhaft guten Stimmung". Ähnlich äußerte sich tags zuvor der Mainzer Kardinal Karl Lehmann. Und der Gastgeber, Kardinal Joachim Meisner, schunkelte und klatschte am Donnerstag sogar auf der Bühne kräftig mit zu den Klängen der Kölner Kultband "Die Höhner". Der Erzbischof, der in diesem Jahre 80 wird und danach voraussichtlich sein Amt niederlegt, wirkt sichtbar gelöst in diesen Tagen. Das gute Wetter, so bekennen die Organisatoren, "spielt uns natürlich auch in die Karten".

So gesehen ist die Idee schon jetzt aufgegangen, den vom Erzbistum Köln und der Deutschen Bischofskonferenz ausgerichteten Kongress als Selbstvergewisserung des katholischen Lebens in Deutschland zu nutzen. Auch wenn das Treffen mit der Eucharistie, also der im Gottesdienst vollzogenen Wandlung von Brot und Wein in Leib und Blut Jesu, einen "sehr sensiblen und nicht sehr leicht zugänglichen Schwerpunkt" setzt, wie Kardinal Lehmann einräumte. Mit anderen Worten: Außenstehende dürften sich für die Großveranstaltung wohl eher schwer begeistern lassen.

Leben als Minderheit

Allerdings: Auf diese Außenstehenden offen und selbstbewusst zuzugehen, ist eine Botschaft des Treffens. Die andere deutet sich am Freitag ebenfalls an: Die Bischöfe stellen die Katholiken in Deutschland auf ein Leben als Minderheit ein. Verzweifeln müsse deswegen niemand, sagt der Berliner Kardinal Rainer Maria Woelki. "Auch der Herr musste damit leben, dass einige ihn nicht verstanden haben."

Kurienkardinal Kasper betont, zur Geschichte der Kirche gehöre das Leben in der Krise und als Minderheit dazu. Zu "Katastrophenstimmung" solle das nicht führen, vielmehr zu einer Rückbesinnung auf die Botschaft Jesu. Gerade die Geistlichen sollten sich von den Medien nicht auf "Nebenkriegsschauplätze" wie die Fragen nach Diakoninnen oder den Zölibat drängen  lassen. Die protestantischen Kirchen stünden trotz Einführung aller vom Zeitgeist geforderten Neuerungen in der Glaubensvermittlung nicht besser da als die katholische Kirche.

Niedrigschwellige Angebote

Was also tun? Der Münchner Kardinal Reinhard Marx empfiehlt niedrigschwellige Angebote, um mit Menschen über das Christentum ins Gespräch zu kommen. Und Gottesdienste, die auch bei zufälligen Besuchern Lust auf mehr machen. Kritische Fragen wie der Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen kommen zwar in den Begegnungen mit den Bischöfen auch zur Sprache. Aber sie stehen in Köln ganz offenbar weniger im Mittelpunkt als etwa bei den Katholikentagen.

Was den Kongress mit den alle zwei Jahre stattfindenden Großveranstaltungen verbindet, ist ein Rahmenprogramm, das vermutlich auch den ein oder anderen Kirchenfernen lockt. Der Freitag klingt mit einem Konzertabend aus, an dem sich unter anderen der Klarinettist Giora Feidman und die überregional bekannte Mundartband Bläck Föös beteiligen. Rund 3.500 Tickets wurden dafür abgesetzt. Der Titel lässt sich auch als Ansage für künftige Zeiten lesen: "Fest im Glauben".


Quelle:
KNA