Bischof Czeslaw Kozon kritisiert Dänemarks neues Asylgesetz

"Man will so wenige Einwanderer wie möglich"

In Dänemark sollen Asylsuchende ab sofort in Drittländern betreut werden. Geflüchtete sollen nur noch in Ausnahmefällen aufgenommen werden. Für den Vorsitzenden der Nordischen Bischofskonferenz ist das ein Unding. 

Abgelehnte Asylbewerber steigen in ein Flugzeug / © Daniel Maurer (dpa)
Abgelehnte Asylbewerber steigen in ein Flugzeug / © Daniel Maurer ( dpa )

DOMRADIO.DE: Das neue Gesetz zur Unterbringung von Asylsuchenden in Dänemark soll die Migration auslagern. Selbst die Menschen, die in Dänemark eher Asylgesuch gestellt haben, sollen in ein Drittland gebracht werden und das Ergebnis da abwarten. Was haben die Dänen denn gegen Asylsuchende im eigenen Land?

Bischof Czeslaw Kozon (Bischof der Diözese Kopenhagen und Vorsitzender der Nordischen Bischofskonferenz): Im Allgemeinen sind die Dänen sehr freundlich und inkludieren. Nur gibt es seit einigen Jahren eine gewisse Angst vor Immigration, besonders aus islamischen Ländern. Man kann fast von einer Welle sprechen, sowohl in der Bevölkerung als auch quer durch das Parlament, sodass die jetzige, sehr strenge Immigrationspolitik sehr große Unterstützung findet.

DOMRADIO.DE: Besonders Parteien von Rechtsaußen haben sich hinter das Gesetz gestellt. Droht Dänemark damit eine Art Rechtsruck?

Kozon: Nein, glaube ich nicht. Das war es ja, dass die Sozialdemokratie die größte, linke Partei ja völlig hinter diesen strengen Maßnahmen steht und die auch weitgehend verschärft hat - im Vergleich mit der früheren Regierung, sodass eine allgemeine Einigkeit darüber besteht. Nur ganz kleine Parteien, aber darunter auch die Unterstützungs-Parteien der Regierung, sind sehr gegen diese strenge Maßnahmen.

DOMRADIO.DE: Möchte man das Problem oder die Migration auslagern, um es wortwörtlich nicht sehen zu müssen?

Kozon: Die grundlegende Politik ist, dass man so wenig Einwanderer haben wie möglich. Und deswegen findet man Umwege. Aber das sind alles irgendwie, meiner Meinung nach, Ablenkungsmanöver. Also, dass man die Ankunft in Dänemark im besten Fall aus Sicht der Regierung verhindert - und wenn das nicht ganz gelingt,  wesentlich verzögert und dadurch auch die Zahl der Immigranten mindert.

DOMRADIO.DE: Also Ablenkungsmanöver, würden Sie sagen. Kann die Kirche da mit einem solchen Vorschlag mitgehen?

Kozon: Natürlich nicht. Nur sind wir als Minderheitenkirche nicht besonders gefragt. Wir sind zwar immer eingeladen, uns zu Gesetzesvorschlägen zu äußern und wir haben gerade auch diesen Vorschlag abgelehnt.

DOMRADIO.DE: Welche Staaten haben sich denn bereit erklärt, die dänischen Asylzentren zu betreiben? Wohin geht es mit den Menschen?

Kozon: Ja, es ist ja auch nicht ganz klar. Es gab eine spektakuläre Reise von zwei dänischen Minister nach Ruanda, wo angeblich ein Abkommen abgeschlossen werden soll. Aber das scheint noch nicht ganz klar zu sein, ob das das einzige Land ist, in das man Asylanten abschieben möchte.

DOMRADIO.DE: Natürlich gab es auch international scharfe Kritik an diesem Gesetz, besonders von der UNO, und auch die EU ging zumindest auf Distanz. Wie kam diese Kritik in Dänemark an?

Kozon: Ja, darüber wurde berichtet, aber das scheint sehr neu zu sein, und ich habe noch keine Reaktion seitens der Regierung gehört. Es gab vorgestern eine sehr scharfe Ablehnung eines norwegischen Politikers, und jetzt eine portugiesische Europa-Parlamentarier in der Haut eines Sozialdemokraten, der auch stark dazu Abstand genommen hat. Aber ich habe noch keine Antwort von vonseiten der Regierung gehört. Es gab keine Verteidigungsversuche seitens der Regierung.

DOMRADIO.DE: Auch anscheinend kein Einlenken, oder?

Kozon: Nein, das ist auf jeden Fall nicht. Es gab zwar früher ein Einlenken, aber das war eine andere Sache. Da ging es um die Rücknahme dänischer Staatsbürgerinnen und ihrer Kinder, die nach Syrien gereist waren, um für die ISIS zu kämpfen. Und da hat die Regierung lange "nein" gesagt. Da gab es monatelang nur ein Nein. Jetzt ist die Regierung in diesem Punkt aufgeweicht und will doch einige Mütter und ihre Kinder nach Dänemark zurückführen.

Das Gespräch führte Katharina Geiger.


Bischof Czeslaw Kozon / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Czeslaw Kozon / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
DR
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