Interreligiöser Kongress im Vatikan zur Medizin am Lebensende

"Großer, einzigartiger Konsens"

Mit Fragen der Palliativmedizin und Pflege alter Menschen befasst sich ab diesem Mittwoch eine interreligiöse Fachtagung im Vatikan. Der Medizin und Pflege eine Handreichung zu geben, sei in Zeiten des Effizienzdenkens zwingend erforderlich.

Unterstützung im Krankenhaus / © BBT-Gruppe/Harald Oppitz (KNA)
Unterstützung im Krankenhaus / © BBT-Gruppe/Harald Oppitz ( KNA )

Bezüglich ethischer Fragen am Lebensende gebe es "innerhalb der monotheistischen Religionen einen großen, einzigartigen Konsens", sagte Erzbischof Vincenzo Paglia am Dienstag bei der Vorstellung im Vatikan. Diese Orientierungen der Medizin und Pflege zur Verfügung zu stellen, sei angesichts eines zunehmenden wirtschaftlichen Effizienzdenkens im Gesundheitswesen immer dringender.

Vom Suizid alter Menschen bis zur Pflege von Kindern

Organisiert wird der Kongress "Religion and Medical Ethics: Palliative Care and the Mental Health of the Elderly" von der Päpstlichen Akademie für das Leben, dem "World Innovation Summit on Health" (WISH), einer Initiative der Qatar Foundation, sowie dem "British Medical Journal" (BMJ). Der Kongress mit 250 Teilnehmern werde "einige emotional sehr belastende" Fragen besprechen, so Sultana Afdhal, Geschäftsführerin von WISH. Dabei gehe es etwa um Suizid unter alten Menschen oder auch Palliativpflege bei Kindern.

Angesichts der handfesten ethischen Schwierigkeiten, in denen sich Ärzte und Pfleger oft befinden, sei gerade der Austausch von Fachleuten aus Medizin und Pflege mit religiösen Experten immens wichtig, so Afdhal. Glaube und religiöse Überzeugungen von Patienten spielten "eine wichtige und zentrale Rolle bei Entscheidungen zu ihrer Behandlung", betonte auch Kamran Abbasi, leitender Redakteur beim BMJ. Sein Journal wolle vor allem empirisches Fachwissen in den Diskurs einspeisen.

Positionspapier zum Umgang mit sterbenskranken Patienten

Ein praktisches Ergebnis des Kongresses könne eine Handreichung für Ärzte und Pfleger sein, was bei der Behandlung und Betreuung von Menschen christlichen oder islamischen Glaubens zu beachten sei, so Nick Bradshaw von der Qatar Foundation, der die Konferenz mit organisiert. Die Initiative WISH sei wie die Qatar Foundation zwar auch islamisch geprägt, verstehe sich aber nicht als religiöse Organisation, so Bradshaw, der protestantischer Christ ist.

Laut Erzbischof Paglia reiht sich die Konferenz ein in mehrere Initiativen des interreligiösen Dialogs. So hatten Ende Oktober katholische, jüdische und islamische Vertreter ein Positionspapier zum Umgang mit sterbenskranken Patienten veröffentlicht. Darin werben sie für Palliativmedizin, also bestmögliche Lebensqualität für sterbenskranke Menschen, sowie die Gewissensfreiheit von Ärzten und Pflegern. "Euthanasie und assistierter Suizid sind von Natur aus und in der Konsequenz aus moralischer wie religiöser Sicht falsch und sollten ausnahmslos verboten werden", heißt es in dem Papier.


Quelle:
KNA