Ökumenische Klinik lehnt Abtreibungen ab und erntet Kritik

Krankenhaus in Flensburg

Auf Kritik stößt die Ankündigung, im geplanten ökumenischen Krankenhaus in Flensburg keine Abtreibungen durchzuführen. Der katholische Träger hatte dies zur Bedingung der Fusion zweier Kliniken gemacht.

Katholisches Krankenhaus (Symbolbild) (dpa)
Katholisches Krankenhaus (Symbolbild) / ( dpa )

 "Ein Krankenhaus mit Gynäkologie muss Schwangerschaftsabbrüche durchführen können", sagte die Landesvorsitzende des Berufsverbandes der Frauenärzte, Doris Scharrel, den "Kieler Nachrichten" (Mittwoch). Dies gelte besonders für Schwangerschaftsabbrüche mit medizinischer und kriminologischer Indikation.

Der SSW-Parteivorsitzende und Landtagsabgeordnete Flemming Meyer sagte: "Es kann nicht sein, dass in dem künftig einzigen Krankenhaus Flensburgs religiöse Ansichten über dem Wohl der Patientinnen stehen." Kritik kam auch von der SPD-Landtagsfraktion und der Beratungsstelle Pro Familia.

Neubau soll 2026 eröffnet werden

Schleswig-Holsteins Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) bedauerte laut "Kieler Nachrichten" die Entscheidung der Träger, betonte jedoch: "Vom Land verordnen lassen sich Abtreibungen aber nicht. Wichtig ist, dass die Möglichkeit der Abbrüche vor Ort weiterhin durch Praxen sichergestellt wird."

Bislang führen die evangelische Diakonissenanstalt (Diako) und die katholischen Malteser in Flensburg jeweils eigene Kliniken. Mitte Oktober hatten sie angekündigt, zu fusionieren und in Zukunft ein zentrales, gemeinsames Krankenhaus zu betreiben. Der Neubau soll 2026 eröffnet werden. Den Angaben nach entsteht damit erstmals in Deutschland ein Krankenhaus, das von den beiden großen christlichen Kirchen gemeinsam getragen wird.

Malteser als Träger: Nicht verhandelbar

Abtreibungen werden bisher nur in der Diako durchgeführt. Dieses Angebot soll nach der Fusion eingestellt werden. Die Malteser lehnen gemäß der Überzeugung der katholischen Kirche Schwangerschaftsabbrüche ab, außer wenn das Leben der Mutter in Gefahr ist.

Der Geschäftsführer des katholischen Sankt Franziskus-Hospitals, Klaus Deitmaring, verteidigte die Entscheidung. "Das ist eine ethisch-moralische, grundsätzliche Position der katholischen Kirche und war daher nicht verhandelbar", sagte er dem NDR (Montag).

Diako-Vorstand Wolfgang Boten erklärte gegenüber dem Sender, dass man in diesem Punkt habe nachgeben müssen. Ansonsten hätte es womöglich keine Einigung gegeben. Beide Krankenhauschefs betonen, dass Schwangerschaftsabbrüche nicht zum Aufgabenbereich eines Krankenhauses gehörten. In 90 Prozent der Fälle handele es sich um einen ambulanten Eingriff, der bei einem Frauenarzt durchgeführt werden könne.


Quelle:
KNA