Ethiker: Brauchen mehr Transparenz in Debatte um Organspende

Aufklärung und Information statt doppelte Widerspruchslösung

In der Debatte um mehr Organspenden hat der Medizinethiker Stephan Sahm mehr Transparenz angemahnt. Eine angemessene Aufklärung und Information über Organspende sei ein besserer Weg, als die Widerspruchslösung.

Ausfüllen eines Organspendeausweises / © Julia Steinbrecht (KNA)
Ausfüllen eines Organspendeausweises / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Die sogenannte doppelte Widerspruchslösung, über die der Bundestag im Herbst entscheiden will, berge die Gefahr, dass Patienten ohne Aussicht auf Überleben allein zum Zweck der Organerhaltung bis zum Hirntod weiterbehandelt werden, so der Mediziner in einem Gastbeitrage für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Montag).

Die Widerspruchslösung setze schlicht voraus, dass jeder als potenzieller Organspender bereit sein solle, die Fortsetzung einer für ihn nicht nützlichen Behandlung vor dem Tod zu ertragen. "Diese Sachverhalte werden kaum erörtert. Oder soll man unterstellen: Sie werden verschwiegen?"

Angehörige sollen Organentnahme verhindern können

Nach der von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) favorisierten Widerspruchslösung soll jeder Mensch als potenzieller Spender gelten.

Wer verhindern will, dass nach seinem Tod Organe entnommen werden, muss sich demnach in ein Register eintragen lassen. Der Eintrag in diesem Register kann jederzeit geändert werden. Zudem sollen die Angehörigen eine Organentnahme verhindern können, wenn sie glaubhaft machen, dass sie nicht dem letzten Willen des Verstorbenen entspricht.

Besser informieren und aufklären

Medizinethiker Sahm sprach sich dagegen für eine "intensivierte Entscheidungslösung" aus, bei der sich Menschen wie bisher aus eigenem Willen als Organspender registrieren lassen.

"Aufklärung und Information könnten mehr bewirken als die Unterstellung der Zustimmung zur Organentnahme in einer Widerspruchslösung", so Sahm, der neben seiner Tätigkeit als Chefarzt am Offenbacher Ketteler-Krankenhaus auch Ethik in der Medizin an der Universität Frankfurt lehrt.


Quelle:
KNA