Pariser Erzbischof sieht Paradigmenwechsel durch Bioethikreform

Thema Bioethik nicht mit Angst verbinden

Der Pariser Erzbischof Michel Aupetit sieht in der Bioethikreform einen Paradigmenwechsel im französischen Gesundheitswesen. Er fordert mit Blick auf Deutschland, den rechtlichen Status des Embryos in Frankreich zu überdenken.

Reagenzgläser im Labor / © Alex Traxel (shutterstock)

"Wir stehen vor einem Paradigmenwechsel, bei dem die Medizin zu einer Dienstleistung wird, die individuellen Wünschen gerecht wird", sagte Aupetit am Montagabend in Paris bei der Präsentation der Position der Französischen Bischofskonferenz zur Bioethikreform. Die Medizin mache sich vom "Markt der Fortpflanzung" abhängig, auf dem die finanziellen Interessen und der Machtwille der Erwachsenen überwiegen würden, so Aupetit. Das "gewünschte Kind" werde dafür auf einen "Produktzustand" reduziert.

In seinen Ausführungen nahm Aupetit auch Bezug auf deutsches Recht. Der Embryo werde darin nicht als "Sache", sondern als "Person" betrachtet. Der menschliche Embryo sei in Deutschland durch das Prinzip der Würde geschützt. "Warum wird der menschliche Embryo nach europäischem Recht unterschiedlich behandelt?", fragte Aupetit. "Ich glaube, es ist an der Zeit, dass Frankreich, das stolz darauf ist, die Heimat der Menschenrechte zu sein, den rechtlichen Status des Embryos überdenkt", so Aupetit.

Traum von einer Bioethik, von der "die Kranken profitieren"

Der Leiter der Bioethik-Kommission der Französischen Bischofskonferenz, Erzbischof Pierre d'Ornellas, erklärte, er träume von einer Bioethik "in einer harmonischen Welt mit Dankbarkeit für die therapeutischen Innovationen, von denen die Kranken profitieren".

In seinem Traum sei das Thema Bioethik nicht mit Angst verbunden, weil der Respekt für die Menschenwürde im Vordergrund stehe. "Ich träume von einer Bioethik, die durch einen reflektierten und reifen Blick auf die Person in der Einheit ihres Seins, des Körpers und des Geistes, die untrennbar voneinander sind, beleuchtet wird", so Ornellas.

Der Vorsitzende der Französischen Bischofskonferenz, Eric de Moulins-Beaufort, betonte zum Abschluss, er hoffe, es sei deutlich geworden, dass die Bischöfe erfüllt von ihrem Glauben versuchten, die Gefahren einer Bioethikreform aufzuzeigen.

Die Bioethikreform wurde im Juli im Ministerrat präsentiert. Ab dem 23. September soll sie im Plenum diskutiert werden. Sie sieht unter anderem die Öffnung der künstlichen Befruchtung für lesbische Paare und alleinstehende Frauen vor.

Aufruf zur Demonstration 

Nach der Veranstaltung mit mehreren Redebeiträgen im Pariser College des Bernardins am Montag berichten verschiedene französische Medien, Moulins-Beaufort habe zu Demonstrationen gegen die geplante Bioethikreform aufgerufen. Bürger, die über den Gesetzesvorschlag besorgt seien, hätten die Pflicht an der Demonstration am 6. Oktober in Paris teilzunehmen, soll Moulins-Beaufort vor einigen Journalisten nach der öffentlichen Veranstaltung gesagt haben. Die Kirche organisiere den Protest jedoch nicht und er selbst werde nicht teilnehmen.

Kritik am mangelnden politischen Willen

Zu Gast waren etwa 300 Priester, Ordensleute aus Paris sowie Laien verschiedener Organisationen. Die meisten waren gekommen, um sich vor der angekündigten Demonstration am 6. Oktober über das Thema zu informieren. Einige kritisierten den "Esprit der Niederlage" bei Redebeiträgen der Bischöfe und den mangelnden politischen Willen sich in diesen Fragen auf ein Kräfteverhältnis mit der Politik einzulassen.


Michel Aupetit ist neuer Erzbischof von Paris / © Stephane Ouzounoff (KNA)
Michel Aupetit ist neuer Erzbischof von Paris / © Stephane Ouzounoff ( KNA )
Quelle:
KNA