Moraltheologe plädiert für höhere Fleischpreise

"Man kann gut leben ohne jeden Tag Fleisch zu essen"

Der Linzer Moraltheologe Michael Rosenberger befürwortet eine Erhöhung der Preise für Fleisch in Industrieländern. Außerdem müssten die Länder wieder ein Bewusstsein dafür entwickeln, "dass Fleisch etwas Besonderes ist."

Fleischtheke im Supermarkt / © Rolf Vennenbernd (dpa)
Fleischtheke im Supermarkt / © Rolf Vennenbernd ( dpa )

Im Moment führe der niedrige Fleischpreis zu einem bedenklichen Verbrauch, der sich auf Umwelt und Gesundheit der Konsumenten negativ auswirke, sagte der Professor an der Katholischen Privat-Universität Linz der Wiener Presseagentur "Kathpress".

Dass die "Preisschraube" funktioniere, machte der Moraltheologe am Beispiel der Schweiz deutlich. Dort habe sich die Bevölkerung bei einer Volksabstimmung im Jahr 2000 für verbesserte Tierhaltungsbedingungen und damit indirekt auch für höhere Preise ausgesprochen. In der Folge sei der Fleischkonsum deutlich zurückgegangen.

Eingenommenes Geld müsse in die Landwirtschaft zurückfließen

Die aktuell vor allem in Deutschland erwogene Erhöhung des Mehrwertsteuersatzes auf Fleisch hält Rosenberger allerdings nur bedingt für sinnvoll. Die Idee habe durchaus Charme, denn die Erhöhung des Steuersatzes beträfe nicht nur in Deutschland hergestellte Produkte, sondern auch Import-Fleisch und reduziere so den Preisdruck auf heimische Bauern.

Ihre volle positive Wirkung entfalte die Erhöhung allerdings nur dann, wenn das eingenommene Geld in Form von Subventionen etwa für verbesserte Tierhaltung in die Landwirtschaft zurückfließen würde. "Das ist allerdings kein Automatismus und die Gefahr ist groß, dass die politischen Verantwortungsträger das Geld für etwas anderes verwenden", gab Rosenberger zu bedenken.

Ausgewogene Ernährung auch mit weniger Fleisch möglich

Mit der Erhöhung der Preise allein ist es nach Ansicht des Theologen jedoch nicht getan. Weniger Fleisch zu essen, sei vor allem auch eine Frage von Bildung und Kultur. So fehle in vielen Industrieländern das Bewusstsein dafür, "dass Fleisch etwas Besonderes ist und dass man gut leben kann, ohne jeden Tag Fleisch zu essen". Hier gebe es einen großen Nachholbedarf.

Die Sonderstellung von Fleisch begründete Rosenberger vor allem mit der Fähigkeit von Tieren, zu fühlen. Darauf sei auch die kirchliche Tradition fleischfreier Tage und Zeiten zurückzuführen.

Das Argument, erhöhte Fleischpreise wirkten sich vor allem auf ärmere Bevölkerungsschichten negativ aus, ließ Rosenberger nicht gelten. Der Mensch habe zwar ein Grundrecht auf ausreichende und ausgewogene Ernährung, diese sei allerdings auch mit weniger Fleischkonsum möglich.


Prof. Dr. Michael Rosenberger / © Rosenberger (privat)
Prof. Dr. Michael Rosenberger / © Rosenberger ( privat )
Quelle:
KNA