Italiens Kirche hat die Regierung dazu aufgerufen, Verantwortung für Migranten in Seenot zu übernehmen. "Menschenleben zu retten ist kein Zeichen von Großherzigkeit, sondern der Weg, die Würde der Menschheit zu retten", sagte der Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Gualtiero Bassetti, der italienischen Tageszeitung "Repubblica" (Sonntag). Solidarität sei "kein frommes Werk", sondern eine "demokratische Notwendigkeit".
Kirche garantiert für gerettete Migranten
Die katholische Kirche hatte in jüngster Zeit wiederholt die Aufnahme aus Seenot geretteter Migranten in italienischen Kircheneinrichtungen garantiert. So konnten etwa in Übereinkunft mit der Regierung am Freitagabend in der sizilianischen Hafenstadt Pozzallo 62 Migranten von Bord gehen. Sie waren zuvor von einem italienischen Schlepper aus Seenot im Mittelmeer gerettet worden.
Die Kirche habe in diesem Fall jedoch eine Stellvertreterfunktion übernommen, betonte Bassetti dazu im Interview: "Institutionen sollten mit gutem Beispiel vorangehen, statt ihre Verantwortung auf andere abzuwälzen."
Gemäß der Verfassung sei die Regierung gefordert, sich für eine gerechte, solidarische Republik einzusetzen, "die sich um Bedürftige kümmert und loyal gegenüber Mittellosen ist", so der italienische Kardinal.
"Kirche nicht für Parteipolitik nutzen"
Bassetti kritisierte auch erneut Versuche, die Kirche für "parteipolitische Kämpfe" zu nutzen - als ob es Priestern darum gehe, "sich auf die Seite der einen oder der anderen zu schlagen". Wer versuche, Gläubige von Bischöfen und besonders vom Papst zu entfernen, handele "kontraproduktiv und falsch".