Ethikrat mahnt in Debatte um Masern-Impfpflicht

"Fokus nur auf Kinder greift zu kurz"

Impfen oder doch nicht? Der Deutsche Ethikrat hat die Debatte um die Einführung einer Masern-Impfpflicht in Deutschland kritisiert. Beklagt wird vor allem eine "Unschärfe" des Begriffs Impfpflicht, da unklar sei, wie sie durchgesetzt werden solle.

Diskussion um Masern-Impfpflicht / © Karl-Josef Hildenbrand (dpa)
Diskussion um Masern-Impfpflicht / © Karl-Josef Hildenbrand ( dpa )

So heißt es in einer an diesem Mittwoch veröffentlichten Erklärung des Ethikrats. "Denkbare Sanktionen wären je nach Adressaten etwa Bußgelder, Ausschluss aus Kindertagesstätten oder Schulen, Einschränkungen der ärztlichen Berufsfreiheit oder sogar körperliche Zwangseingriffe", heißt es weiter. Erst eine Präzisierung der Sanktionen ermögliche eine angemessene ethische und rechtliche Abwägung, mahnt der Ethikrat.

Eine Fokussierung auf Kinder ist in den Augen des Gremiums verkürzt, weil fast die Hälfte aller an Masern Erkrankten in Deutschland Erwachsene seien. Maßnahmen mit dem Ziel, die Impfquote zu erhöhen, müssten sie mit einbeziehen, fordert der Ethikrat.

Unzureichende Berücksichtigung der Datenlage

Die Wissenschaftler beklagen zudem eine unzureichende Berücksichtigung der Datenlage. Die Quote bei Erst-Impfungen in Deutschland zum Zeitpunkt der Einschulung liege bei 97,1 Prozent, führt der Ethikrat aus. Probleme entstünden durch die unzureichende Quote von 92,9 Prozent bei den Zweit-Impfungen, die für eine dauerhafte Immunisierung nach Einschätzung der Impf-Experten nötig sind. Der sogenannte Gemeinschaftsschutz, bei dem auch nicht-geimpfte Personen mitgeschützt sind, liegt bei einer Quote von 95 Prozent.

Der Ethikrat will nach eigenen Angaben noch vor der im Juli beginnenden Sommerpause des Bundestages eine umfangreichere Stellungnahme zu dem Thema vorlegen. Das interdisziplinär besetzte, 26-köpfige Gremium diskutiert ethisch umstrittene Themen und berät mit seinen Stellungnahmen Bundestag und Bundesregierung. Zu den Befürwortern einer Impfpflicht gehört unter anderen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU).


Quelle:
epd