Kirche entsetzt über neues Abtreibungsgesetz in New York

"Trauriges Kapitel"

Der Senat des Bundesstaates New York hat ein weitreichendes Abtreibungsgesetz verabschiedet. Es ermöglicht, ungeborene Babys unter bestimmten Voraussetzungen bis zur Geburt abzutreiben. Die katholische Kirche kritisiert die Entscheidung.

 (DR)

Mit Entsetzen und Protest haben katholische Bischöfe im US-Bundesstaat New York auf ein Gesetz reagiert, das Abtreibungen unter bestimmten Voraussetzungen bis zur Geburt erlaubt. Das Gesetz verletze die Rechte derjenigen, die am verwundbarsten seien, schrieb Kardinal Timothy Dolan am Donnerstag in seinem offiziellen Blog.

"Ist das fortschrittlich?"

Der New Yorker Erzbischof kritisierte insbesondere, dass Mediziner, die eine Abtreibung zu einem so späten Zeitpunkt aus ethischen Gründen ablehnen, sich künftig nicht mehr auf ihre Gewissensfreiheit berufen dürfen. "Und Babys, die das Skalpell, die Kochsalzlösung oder die Saugglocke überleben, kann man ohne jede Versorgung sterben lassen." Er stellte die Frage: "Ist das fortschrittlich?"

Der Bischof von Albany, Edward B. Scharfenberger, stellte die Frage der Exkommunikation von New Yorks katholischem Gouverneur Andrew Cuomo in den Raum. Obwohl sich der Demokrat in seiner jüngsten Rede zur Lage des Staates auf seinen Glauben und Papst Franziskus berufen habe, handele er mit seiner "Förderung extremer Abtreibung den Lehren unseres Papstes und der Kirche komplett zuwider", zitiert das private katholische Mediennetzwerk CNA aus dem Schreiben.

"Trauriges Kapitel"

Die Katholische Konferenz des Staates New York sprach demnach von einem "traurigen Kapitel". Der Bundesstaat sei nun ein gefährlicherer Ort für Frauen und ungeborene Babys. Das Gesetz erlaubt, dass neben Ärzten auch Medizinische Assistenzen, Hebammen oder Krankenschwestern Abtreibungen durchführen - etwa mit Hilfe von Medikamenten.

Der Senat des Staates New York hatte das Gesetz am Dienstag verabschiedet. Es erlaubt Abtreibungen bis zum neunten Monat, falls die Gesundheit der Mutter gefährdet oder der Embryo nicht lebensfähig ist. Dabei sind die Gesundheitsgefährdungen nicht näher definiert.

Außerdem werden Versicherungen verpflichtet, Verhütungsmittel zu zahlen. Die republikanische Mehrheit in beiden Häusern des Bundesstaates hatte das Vorhaben bislang blockiert. Bei den Zwischenwahlen im November gewannen aber die Demokraten in beiden Kammern die Mehrheit.

Glockenläuten aus Protest

Gouverneur Cuomo setzte den Gesetzentwurf umgehend in Kraft. Nach seinen Worten wäre damit das Recht auf Abtreibung im Bundesstaat auch dann gesichert, wenn der mittlerweile konservativ dominierte Oberste Gerichtshof der USA das Grundsatzurteil Roe vs. Wade kippen würde, das 1973 Abtreibungen straffrei gestellt hatte.

Bislang waren Abtreibungen nach der 24. Schwangerschaftswoche illegal - außer das Leben der Mutter war gefährdet. New York gehört zu den US-Bundesstaaten mit den meisten Abtreibungen, 82.189 im Jahr 2016.

Das "New York State Right to Life"-Komitee, eine Organisation von Lebensschützern, prognostiziert, dass Ärzte und Krankenschwestern, die die Durchführung von Schwangerschaftsabbrüchen verweigern, ihren Arbeitsplatz verlieren könnten.

Während mehrere Bauwerke New Yorks zum Zeichen der Befürwortung des Gesetzes rosa beleuchtet wurden, läuteten in Albany die Glocken der Kathedrale der Unbefleckten Empfängnis in Trauer um jedes ungeborene Leben.


Quelle:
KNA