Opus-Dei-Priester war trotz sexueller Vergehen weiter im Amt

"Nur sehr bescheidene Beschränkungen"

Die Erzdöozese Chicago hat eingeräumt, den wegen sexueller Verfehlungen überführten prominenten Opus-Dei-Priester über Jahre im Amt belassen zu haben.

Symbolbild Missbrauch in der Kirche / © Andreas Gebert (dpa)
Symbolbild Missbrauch in der Kirche / © Andreas Gebert ( dpa )

John McCloskey sei nie offiziell vom Dienst suspendiert worden, erklärte die Erzdiözese. Eine Frau hatte sich 2002 an Opus Dei gewandt und McCloskey schwer belastet. Der Priester am katholischen Informationszentrum von Washington habe sich ihr sexuell genähert. Die Vorwürfe wurden als glaubwürdig eingestuft und 2015 eine Entschädigungszahlung in Höhe von fast einer Millionen Dollar vereinbart. Gleichzeitig versprach ihr Opus Dei, den Geistlichen daran zu hindern, jemals wieder anderen zu schaden. Tatsächlich ging er nach Chicago und blieb dort als Priester tätig.

Bescheidene Beschränkungen

Der verstorbene Kardinal Francis George sicherte dem Opfer zu, dass McCloskey nur noch eingeschränkt dienen dürfe. Ein Vertreter von Opus Dei bestätigte gegenüber der "Washington Post", dass die Beschränkungen sehr bescheiden waren. McCloskey durfte lediglich für ein Jahr nicht in einer Funktion dienen, in der er mit Frauen zu tun hatte. Kardinal George hinterließ keine Notizen über das Gespräch mit der Frau.

John McCloskey leidet heute in fortgeschrittenem Stadium unter Alzheimer. Er wurde in den USA bekannt, weil er mehrere Personen des öffentlichen Lebens dazu bewegt hatte, zum Katholizismus zu konvertieren - unter anderen die republikanischen Politiker Newt Gingrich, Larry Kudlow und Sam Brownback.

Das Opus Dei ("Werk Gottes") wurde 1928 vom später heiliggesprochenen spanischen Priester Josemaria Escriva de Balaguer (1902-1975) als katholische Laienbewegung gegründet. Weltweit gehören dem Werk rund 90.000 Laien sowie etwa 2.000 Priester an.

Parallelen zum Fall McCarrick

US-Analysten sehen in dem Fall McCloskey Parallelen zum Fall des suspendierten Kardinals Theodore McCarrick. Papst Franziskus hatte Theodore McCarrick (88) Ende Juli 2018 aus dem Kardinalsstand entlassen. Zuvor war ihm Missbrauch von Minderjährigen in den 1970er Jahren vorgeworfen worden. Umstritten ist, was im Vatikan über den sexuellen Umgang McCarricks mit Theologiestudenten bekannt war. Vor seiner Zeit als Erzbischof von Washington (2001 - 2006) soll er zahlreiche erwachsene Priesteramtskandidaten zum Sex verführt haben.

 

Quelle:
KNA