Mit Taschenlampen gegen Machtmissbrauch in der Kirche

Aktion #MachtLichtAn der kfd

Es ist ein einfaches und erhellendes Zeichen: Die Katholische Frauengemeinschaft Deutschland lädt für Mittwochabend zur Aktion #MachtLichtAn ein. Tausende Taschenlampen sollen symbolisch gegen Machtmissbrauch in der Kirche leuchten.

 (DR)

DOMRADIO.DE: Heute Abend werden in vielen Gemeinden die dunklen Ecken der Kirchen ausgeleuchtet. Wie dunkel ist es da momentan?

Prof. Dr. Agnes Wuckelt (Stellvertretende Vorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands / kfd): Ziemlich dunkel. Die sogenannte Missbrauchstudie, die den sexuellen Missbrauch an Minderjährigen versuchte aufzuklären, hat zwar schon einiges an kleinen Licht-Ecken gebracht. Aber damit ist dieser sogenannte Missbrauchsskandal noch längst nicht ganz aufgeklärt. Es geht vor allen Dingen noch um den Missbrauch an Erwachsenen - besonders an erwachsenen Frauen. Dunkel ist auch, dass die Machtstrukturen so verhärtet und verkrustet sind, dass sie sich einfach nicht sprengen lassen.

 

 

DOMRADIO.DE: Sie werden in vielen Kirchengemeinden in ganz Deutschland mit Taschenlampen die Türen ausleuchten. Wie genau sind Sie auf diese Idee gekommen?

Wuckelt: Die Idee ist aus unseren Erfahrungen geboren, Forderungen, die wir heute Abend auch noch einmal verlesen, schon seit Jahrzehnten zu stellen. Und wir haben gemerkt, dass es nicht hilft, nur Pressemeldungen, Verlautbarungen oder Positionen schriftlich in die Welt zu setzen.

Vor allen Dingen haben wir gemerkt, dass die Frauen vor Ort auch irgendetwas tun wollen. Denn diese Erfahrung, dass sich eigentlich nichts verändert, macht ja ohnmächtig. Der Wunsch, etwas tun zu wollen - vielleicht auch wirklich mal in die Öffentlichkeit zu gehen und das zum Ausdruck zu bringen, was uns an Entsetzen aber auch an Vertrauensverlust in die Kirche bewegt - hat dazu geführt, dass wir gesagt haben: Wir machen eine Aktion. Was uns ganz wichtig war: Wir zünden keine Kerzen an, Kerzen verbreiten einen warmen Lichtstrahl. Sondern wir nehmen Taschenlampen, die wirklich durch ihr grelles Licht noch einmal verdeutlichen: Es geht hier ums Ganze

DOMRADIO.DE: Auch Passanten, die vorbeikommen, können sich beteiligen und Postkarten mit den Forderungen unterschreiben. Was genau passiert mit diesen Postkarten?

Wuckelt: Diese Postkarten sammeln wir bis zum 31. Dezember ein. Das heißt also, die Passantin hat die Möglichkeit, nochmal zu überlegen, ob sie das unterschreiben möchte und kann in Ruhe lesen, was auf der Karte steht. Zur Frühjahrsvollversammlung hoffen wir dann, waschkörbeweise diese Postkarten den deutschen Bischöfen zu übergeben.

DOMRADIO.DE: Wie genau ist bisher die Resonanz? Machen viele Frauengemeinschaften mit?

Wuckelt: Die Resonanz ist unwahrscheinlich groß. Es ist für uns auf der Bundesebene natürlich schwierig, vor Ort zu gucken, in welchen Kirchen konkret etwas läuft. Aber wir können feststellen, dass 70.000 Postkarten abgerufen worden sind. Das ist schon eine ganze Menge. Wenn wir auf die Seiten der einzelnen Diözesanenverbände der kfd schauen, lassen sich dort ganze Listen ablesen, wo veröffentlicht ist, an welchen Kirchen sich heute Frauen treffen.

Das Interview führte Verena Tröster.


Agnes Wuckelt / © Kay Herschelmann (kfd)
Agnes Wuckelt / © Kay Herschelmann ( kfd )
Quelle:
DR