Beirat begleitet Aufarbeitung von Missbrauch in Neubrandenburg

Der Fall Timmerbeil

Im Erzbistum Hamburg hat sich ein Beirat zur wissenschaftlichen Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch durch den früheren Pfarrer Hermann-Josef Timmerbeil konstituiert. Der Fall Timmerbeil zählt nach eigenen Angaben zu den schwerwiegendsten.

 (DR)

Das Gremium zum Fall des Neubrandenburger Pfarrers Timmerbeil soll Wissenschaftler mit der Untersuchung der Vorfälle beauftragen und begleiten, wie das Erzbistum Hamburg am Freitag mitteilte. Ziel sei es, dass Betroffene die Anerkennung ihres Leids erfahren. Eckpunkte der Aufarbeitung seien die Auswertung der vorliegenden Daten und die Einordnung der Erfahrungsberichte in Gewaltkategorien.

Eine transparente Aufarbeitung solle betroffenen Frauen und Männern psychische Entlastung ermöglichen und einen Beitrag zur individuellen Aufarbeitung leisten. Betroffene würden maßgeblich an der Aufarbeitung beteiligt.

"Schwere psychische, physische und sexuelle Gewalt"

Dem Beirat gehören den Angaben zufolge unter anderen der Chefarzt für Psychiatrie und Psychotherapie am Klinikum Stralsund, Harald J. Freyberger, und die Landesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR, Anne Drescher, an. Vertreter der Pfarrei in Neubrandenburg, des Erzbistums Hamburg sowie des Bistums Osnabrück, zu dessen Bistumsgebiet Neubrandenburg früher gehörte, arbeiten ebenfalls in dem Gremium mit.

Der 1979 verstorbenen Timmerbeil leitete die Neubrandenburger Pfarrei von 1946 bis 1975. Im Jahr 2010 erhoben mehrere Gemeindemitglieder Vorwürfe, dass er ihnen "schwere psychische, physische und sexuelle Gewalt" angetan habe. Dem Erzbistum Hamburg sind nach eigenen Angaben 14 betroffene Männer und Frauen bekannt. Es richtete im Jahr 2010 zwei Vorfallsanzeigen an die Staatsanwaltschaft Neubrandenburg. Die Untersuchungen seien jedoch ergebnislos eingestellt worden.

 

 

Der Beirat tagt laut Angaben des Erzbistums erneut am 14. Dezember. Dann werde eine Vorsitzende oder ein Vorsitzender gewählt. Zudem stehe die Ausschreibung des Projekts der wissenschaftlichen Aufarbeitung auf der Tagesordnung.

Die Deutsche Bischofskonferenz hatte vor zwei Wochen die Ergebnisse einer von ihr in Auftrag gegebenen Studie zum sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche vorgestellt. Das Papier verzeichnet auf dem Gebiet des heutigen Erzbistums Hamburg mindestens 103 Betroffene und 33 beschuldigte Priester in den Jahren 1946 bis 2015. Der Fall Timmerbeil zählt nach Angaben der Diözese zu den schwerwiegendsten.


Quelle:
KNA
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