Mannheimer Betrugsprozess gegen Priester hat begonnen

"Es wird keine Freispruchverteidigung"

Ein Priester aus dem Erzbistum Freiburg sitzt seit einem Jahr in Mannheim in Untersuchungshaft. An diesem Dienstag hat der Prozess gegen den Geistlichen begonnen. Der Vorwurf: Untreue und Betrug in mehreren Fällen.

 (DR)

Vor dem Landgericht Mannheim hat am Dienstag der Prozess gegen einen Priester aus dem Erzbistum Freiburg begonnen. Dem 54-Jährigen werden Untreue und Betrug in zahlreichen Fällen zum Nachteil eines örtlichen Caritasverbandes, einer Ordensgemeinschaft sowie einer Pfarrgemeinde vorgeworfen. Der entstandene Schaden liegt laut Anklage bei rund 228.000 Euro. Der Geistliche sitzt seit Ende vergangenen Jahres in Untersuchungshaft.

Aufgeführte Leistungen flossen auf das Privatkonto des Priesters

Wie sein Anwalt Edgar Gärtner der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte, will sich sein Mandant im Lauf des Verfahrens zur Sache äußern und die ihm vorgeworfenen Taten zum Teil einräumen. "Es wird keine Freispruchverteidigung", so Gärtner. Was speziell die Vorgänge bei einem örtlichen Caritasverband angehe, sei strittig, welche davon strafrechtlich relevant seien.

Laut Anklageschrift soll der Geistliche, der vor seiner Tätigkeit im Erzbistum Freiburg Mitglied im Jesuitenorden war, zwischen 2013 und 2017 in 72 Fällen fingierte Rechnungen über insgesamt 195.500 Euro an den Caritasverband gestellt haben. Die in den Rechnungen aufgeführten Leistungen, etwa Beratungsdienste oder Nutzungslizenzen, seien jedoch nie erbracht worden. Die Gelder seien über eine Auslandsfirma auf das Privatkonto des Priesters geflossen.

Vorschüsse für nicht stattgefundene Pilgerreisen

Dem Geistlichen wird ferner vorgeworfen, für ein von ihm betreutes Pilgerprojekt erfundene Auslagen geltend gemacht zu haben sowie Vorschüsse für Pilgerreisen erhalten zu haben, obwohl ihm klar gewesen sei, dass diese nicht stattfinden würden.

Darüber hinaus habe er sich von der Ursulinen-Gemeinschaft in Mannheim unter dem Vorwand, er benötige Spenden für ein Caritas-Projekt in Spanien, 21.000 Euro geben lassen; das Projekt existiert laut Staatsanwaltschaft nicht.

"Ich kann mit Geld nicht umgehen"

Auch der Barkasse des Pfarramts, bei dem er tätig war, soll er Gelder entnommen haben. "Ich kann mit Geld nicht umgehen", sagte der Angeklagte auf die Frage des Vorsitzenden Richters Oliver Ratzel, was mit den Geldern passiert sei. Laut einer Kontenprüfung durch das Landeskriminalamt sollen sich die Gesamteinnahmen des Geistlichen von 2013 bis 2017 auf 1,36 Millionen Euro belaufen haben; einer der größten Posten waren laut Ratzel Reisekosten.

Neben seinem Dienst als Pfarrer war der 54-Jährige nach eigenen Angaben als Berater in der Privatwirtschaft tätig. Den Tagessatz dafür gibt der Geistliche mit etwa 1.600 Euro an. Diese Arbeit habe ihm Spaß gemacht. Wofür genau er das Geld außer Reisen verwendet hat, blieb am ersten Verhandlungstag offen. Er habe alles, was zur Verfügung stand, gleich wieder ausgegeben und zum Teil damit Freunde unterstützt, so der Angeklagte.

Strittig ist, ob der Geistliche nebenberuflich arbeiten durfte. Laut einer schriftlichen Befragung des damaligen Personalreferenten des Erzbistums, dem heutigen emeritierten Erzbischof Robert Zollitsch, durch das Landgericht sei ihm lediglich gestattet gewesen, bestehende Beraterverträge zu Ende zu führen, an neue Mandate sei nicht gedacht gewesen.

Die Verhandlung geht am Mittwoch weiter; insgesamt hat das Gericht 20 Verhandlungstage angesetzt.


Quelle:
KNA