Theologe gegen "Vermengung von Homosexualität und Missbrauch"

Eher eine Frage der sexuellen Reife?

In der Missbrauchsdebatte ist immer wieder zu hören, es gebe in der Kirche Missbrauch, weil es viele homosexuelle Priester und Bischöfe gebe. Dies stößt dem Wiener Theologen Paul Zulehner übel auf. Er kontert nun diese Vorwürfe.

Priesterkleidung: Ein graues und ein weißes Collarhemd / © Cristian Gennari (KNA)
Priesterkleidung: Ein graues und ein weißes Collarhemd / © Cristian Gennari ( KNA )

"Diese Vermengung von Homosexualität und Missbrauch teile ich aus wissenschaftlichen Gründen nicht", schrieb Zulehner am Dienstag in einem Blogbeitrag auf seiner Internetseite.

Er kenne viele Homo- wie Heterosexuelle, "die eine reife und integrierte Sexualität haben und keine Kinder missbrauchen", so der Theologe. Er kenne aber auch Verheiratete, "deren Sexualität trotz Ehe nicht integriert ist und die Kinder missbrauchen".

Frage der sexuellen Reife

Es sei also "keine Frage der sexuellen Ausstattung, sondern der sexuellen Reife", ergänzte Zulehner: "Mag sein, dass der Zölibat bei manchen das Reifen behindert." Aber könne auch in einer Ehe passieren: "95 Prozent des Missbrauchs geschieht in familiärem Umkreis."

Gefährlich könne es allerdings werden, so der Theologe, wenn ehelos-unreife Priester ihre klerikale Macht missbrauchten und wenn ihnen dann noch Kinder zur Seelsorge anvertraut würden, ohne dass es irgendeine Form der Kontrolle gebe. Zulehner betonte weiter, es sei wichtig, auf dem Weg zum Priesteramt die sexuelle Reife jedes Kandidaten streng zu prüfen.


Paul Zulehner, Pastoraltheologe / © Lukas Ilgner (KNA)
Paul Zulehner, Pastoraltheologe / © Lukas Ilgner ( KNA )
Quelle:
KNA