Chilenische Staatsanwaltschaft lädt Kardinal Ezzati vor

Verdacht der Missbrauchsvertuschung

Die Missbrauchsaufarbeitung in Chile schreitet voran: Nun soll Kardinal Ricardo Ezzati, Erzbischof der chilenischen Hauptstadtdiözese Santiago, wegen des Verdachts der Missbrauchsvertuschung vernommen werden.

Kardinal Ricardo Ezzati Andrello / © Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Ricardo Ezzati Andrello / © Romano Siciliani ( KNA )

Eine entsprechende Vorladung der Staatsanwaltschaft von Rancagua für den 21. August sei am Dienstag (Ortszeit) eingegangen, teilte das Erzbistum mit. Ezzati, ehemaliger Vorsitzender der Chilenischen Bischofskonferenz, beteuerte in einer Stellungnahme, der Justiz nichts verheimlicht und Ermittlungen zu keinem Zeitpunkt behindert zu haben.

Ermittlungen gegen Missbrauchsnetzwerk

Im nur wenige Kilometer von der Hauptstadt entfernten Rancagua wird derzeit gegen ein mutmaßliches Missbrauchsnetzwerk ermittelt, in das 14 Priester verwickelt sein sollen. Der inzwischen zurückgetretene Bischof Rancaguas, Alejandro Goic Karmelic (78), warf Ezzati kürzlich vor, im Umgang mit Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche Chiles zu wenig getan zu haben.

Mitte Juli war zudem der Ex-Kanzler des Erzbistums Santiago, Oscar Munoz Toledo (56), festgenommen worden. Laut Medienberichten wird ihm sexueller Missbrauch in mehreren Fällen vorgeworfen.

Chiles Kirche wird von einem Missbrauchsskandal erschüttert, der seit Monaten für Schlagzeilen sorgt. Im Brennpunkt steht der inzwischen 87-jährige Priester Fernando Karadima, der 2011 wegen sexueller Vergehen verurteilt wurde. Die chilenische Justiz gab am Montag bekannt, dass sie derzeit gegen 158 Bischöfe, Priester und Laien in 144 mutmaßlichen Missbrauchsfällen ermittle.

Außerordentliche Vollversammlung von Chiles Bischöfen

Die vorgeworfenen Taten lägen teils mehrere Jahrzehnte zurück. Chiles Bischöfe wollen nächste Woche auf einer außerordentlichen Vollversammlung über die aktuellen Entwicklungen beraten.

Unterdessen werfen mehrere Ordensfrauen der Kirche in Chile vor, Opfer von Ausbeutung oder sexuellem Missbrauch gewesen und nach Anzeigen aus ihren Gemeinschaften entlassen worden zu sein. Nach örtlichen Medienberichten (Mittwoch) sollen sich 23 Frauen mit entsprechenden Anschuldigungen gemeldet haben.


Quelle:
KNA