Autorin Susann Pásztor mit Evangelischem Buchpreis ausgezeichnet

"Ein wahres Kunststück"

Für ihren Roman "Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster" hat die Berliner Schriftstellerin Susann Pásztor den Evangelischen Buchpreis erhalten. Die Jury lobt ein Werk, das den Tod ernst und das Leben doch leicht nehme.

Schriftstellerin Susann Pasztor  / © Christine Suess-Demuth (epd)
Schriftstellerin Susann Pasztor / © Christine Suess-Demuth ( epd )

Die Berliner Schriftstellerin Susann Pásztor ist am Mittwoch mit dem Evangelischen Buchpreis 2018 geehrt worden. Sie erhielt die mit 5.000 Euro dotierte Auszeichnung für ihren Roman über Sterbebegleitung mit dem Titel "Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster".

Der Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, Ralf Meister, überreichte die Auszeichnung am Mittwoch in Karlsruhe.

Witzig-spritzig und feinfühlig zugleich

Mit ihrem Buch habe die Autorin das Ritual der Sterbebegleitung öffentlich gemacht und der Gesellschaft einen Einblick in das Sterben von Menschen und in die Hospizbewegung gegeben, sagte Sabine Horn vom Hospiz- und Palliativverband Baden-Württemberg in ihrer Laudatio.

Sie dankte Pásztor für ihren "witzig-spritzigen und zugleich doch auch sehr leisen und feinfühlig charakterisierenden Roman", der sie zum Lachen und zum Nachdenken gebracht habe.

Pásztor sei "ein wahres Kunststück" gelungen, urteilte die Jury: Das Buch sei "ein wunderbarer Roman, der den Tod ernst und das Leben mit all seinen Wirrungen doch leicht nimmt". Die 61-Jährige beschreibe die Figuren "mit großem Respekt, mit feinsinnigem Humor in der Schilderung ihrer Motive und einem liebevollen Blick auf das Bemühen, das Leben zu gestalten".

Intensiver Blick auf Sterbebegleitung

Pásztor, die selbst eine Ausbildung zur Sterbebegleiterin abgeschlossen hat und seit 2010 ehrenamtlich tätig ist, gibt in ihrem Buch einen intensiven Einblick in die Hospizarbeit und die unterschiedlichen Wege, mit dem bevorstehenden Tod umzugehen.

Motivation sei es gewesen, sich mit dem Sterben auseinanderzusetzen: "Den Tod traute ich mir zu, aber das Sterben fand woanders statt", sagte Pásztor. Durch ihr Ehrenamt habe sie viel über das Sterben gelernt.

Der badische Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh sagte, er blicke nach der Lektüre des Buches "anders auf Leben und Tod". Er dankte den Mitarbeitern der evangelischen Büchereien, die "der Freude am Lesen ein begeistertes Gesicht geben". Die evangelischen Büchereien seien "Orte der Begegnung" und prägten eine "lebendige Kultur des Austauschs".

"Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster"

Landesbischof Meister sagte, es gehöre zum Wesen der Kirche, dass sie sich mit Literatur beschäftige. Deutschlandweit gebe es mehr als 800 evangelische Büchereien, die öffentlich zugänglich seien.

In dem Buch "Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster" geht es um die 60-jährige Karla, die an Krebs erkrankt ist und beim Hospizverein um eine Begleitung für die letzten Wochen ihres Lebens bittet.

Für den neu ausgebildeten Hospizhelfer Fred wird Karla zu seiner ersten Patientin. Seine gut gemeinten, aber hilflosen Angebote stoßen bei ihr auf schroffe Ablehnung. Stattdessen erfährt sie durch Freds 13-jährigen Sohn Phil praktische Unterstützung.

Susann Pásztor

Pasztor wurde 1957 in Soltau geboren. Sie studierte Kunst und Pädagogik und lebt als freie Schriftstellerin in Berlin. Ihr Debütroman "Ein fabelhafter Lügner" erschien 2010. Drei Jahre später folgte "Die einen sagen Liebe, die anderen sagen nichts".

Der mit 5.000 Euro verbundene Evangelische Buchpreis wird seit 1979 vom Dachverband evangelischer öffentlicher Büchereien, dem Evangelischen Literaturportal, verliehen.


Roman von Susann Pasztor  / © Christine Suess-Demuth (epd)
Roman von Susann Pasztor / © Christine Suess-Demuth ( epd )
Quelle:
epd , KNA