Über 1.000 Menschen demonstrieren gegen Neonazi-Demo

Kirchenglocken gegen rechts

Über 1.000 Menschen haben am Samstag in Berlin-Spandau gegen einen Aufzug von Neonazis zum 30. Todestag des Kriegsverbrechers Rudolf Heß demonstriert. Zu der Gegendemonstrationen hatten unter anderem mehrere Kirchengemeinden aufgerufen.

Demo gegen Nazi-Aufmarsch in Berlin / © Maurizio Gambarini (dpa)
Demo gegen Nazi-Aufmarsch in Berlin / © Maurizio Gambarini ( dpa )

Auch Parteien, zivilgesellschaftliche Initiativen und linke Gruppen hatten zu der Gegendemo eingeladen. In der Spandauer Altstadt wurden Kirchenglocken geläutet, um damit ein Zeichen für Frieden und Toleranz sowie gegen Rassismus und Rechtsextremismus zu setzen.

Laut Polizei nahmen an den Gegendemonstrationen "mehrere hundert Personen im vierstelligen Bereich" teil. Veranstalter und Beobachter sprachen von mehr als 1.000 Gegendemonstranten. Die Zahl der Neonazis wurde von der Polizei mit "mehreren hundert Teilnehmern" beziffert. Beobachteter berichteten von rund 700 Neonazis. Mehr als 1.000 Polizisten waren im Einsatz, um Zwischenfälle zu verhindern.

Die Polizei kontrollierte nach eigenen Angaben die Teilnehmer des rechten Aufmarsches vorab unter anderem nach verfassungsfeindlichen Symbolen. So sollte die Verherrlichung des Kriegsverbrechers Heß ausgeschlossen werden. Für die Demonstration der Rechtsextremen waren zudem Auflagen erteilt worden. Die Einhaltung sei fortlaufend geprüft worden, betonte ein Polizeisprecher.

Kritik an Zulassung der Neonazi-Demo

Im Vorfeld hatte es Kritik an der Zulassung der Neonazi-Demonstration gegeben. Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) bedauerte, dass die Veranstaltung nicht verboten werden konnte. "Jede Demonstration ist grundsätzlich erlaubt", betonte der Innensenator am Samstag im RBB-Inforadio. Ein Verbot wäre ihm "sehr sympathisch" gewesen. Mit deutlichen Worten fügte Geisel hinzu: "Wir haben das sehr, sehr sorgfältig geprüft und festgestellt, dass die freiheitlich-demokratische Grundordnung leider auch für Arschlöcher gilt."

Heß wurde 1946 wegen Planung eines Angriffskrieges und Verschwörung gegen den Weltfrieden von einem internationalen Gerichtshof zu lebenslanger Haft verurteilt. Von Juli 1947 bis zu seinem Suizid im August 1987 lebte er im Spandauer Kriegsverbrechergefängnis. Bis zuletzt blieb Rudolf Heß bei seiner Gesinnung und stand damit hinter den Verbrechen des Naziregimes.


Quelle:
epd