Buch mit Papstvorwort über Missbrauch durch Pfarrer erschienen

"Eine schreckliche Sünde"

Mit einem Vorwort von Papst Franziskus ist die deutsche Ausgabe des Lebensberichts von Daniel Pittet erschienen. Der Autor beschreibt darin, wie ihn ein katholischer Priester und Kapuzinerpater über vier Jahre hinweg vergewaltigte.

Symbolbild Missbrauch in der Kirche / © Andreas Gebert (dpa)
Symbolbild Missbrauch in der Kirche / © Andreas Gebert ( dpa )

Der damalige Jugendpfarrer missbrauchte den aus dem schweizerischen Fribourg stammenden Jungen von 1968 bis 1972 auf brutalste Weise und fotografierte die Missbrauchstaten. In dem Buch kommt auch der Täter in einem Interview aus dem Jahr 2016 zu Wort.

Anklagen wegen Verjährung fallengelassen

Obwohl der Pater jahrelang auch andere Kinder missbrauchte, begann erst in den 1990er Jahren eine Aufarbeitung. Nach schweizerischen Medienberichten wurden Anklagen gegen den Priester wegen Verjährung fallengelassen. Insgesamt habe er mehr als 20 Kinder missbraucht.

2012 wurde der Pater in einem weiteren Verfahren zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Erst nach der Veröffentlichung von Pittets Buch wurde der Mann in diesem Jahr aus dem Klerikerstand und dem Kapuzinerorden entlassen. Er ist heute 77 Jahre alt.

Papst: Harter Kurs gegen Missbrauch und Vertuschung

Im Vorwort des Buches, das zuvor auch auf Französisch und Italienisch erschienen ist, bittet Papst Franziskus die Opfer von Missbrauch durch katholische Priester um Vergebung. Zugleich kündigt er an, hart gegen Missbrauch und dessen Vertuschung vorzugehen.

Dies gelte auch für Bischöfe oder Kardinäle, "wenn sie diese Priester - wie es in der Vergangenheit wiederholt geschehen ist - unter ihren Schutz gestellt haben". Missbrauch sei eine "absolute Ungeheuerlichkeit und schreckliche Sünde", so der Papst.

Systematischer Missbrauch

Pittet beschreibt, wie der pädophile und sexsüchtige Pfarrer ihn systematisch missbrauchte: auf der Schultoilette, im Ferienlager, im Kloster oder im Elternhaus des Paters. Das Umfeld im Kloster, aber auch seine eigene Familie, habe weggeschaut, so Pittet. Erst nach einer mehr als 15 Jahre dauernden Therapie sei er in der Lage gewesen, über die Taten zu sprechen. Inzwischen habe er dem Pater "vergeben", was aber nicht bedeute, dass das Leid überwunden wäre.

"Nach einer Vergewaltigung fühlt man sich immer zutiefst beschmutzt. Es bleibt eine unauslöschliche Spur zurück. Für immer", so Pittet. Inzwischen sei es ihm jedoch gelungen, sich endgültig von dem Missbrauch und dem Täter "zu befreien".


Quelle:
KNA