Merkel und Gröhe bringen erstmals G-20-Gesundheitsminister zusammen

Deutschland als Vorreiter im Kampf gegen Seuchen und Epidemien

Angst vor der nächsten Epidemie: WHO und die Bundesregierung dringen auf ein weltweites Krisenmanagement, um Krankheiten mit aggressiven Erregern einzudämmen. Dabei spielen auch ökonomische Aspekte eine Rolle.

Autor/in:
Christina Denz
G20-Gesundheitsministertreffen / © Michael Kappeler (dpa)
G20-Gesundheitsministertreffen / © Michael Kappeler ( dpa )

An Ebola, Cholera oder Malaria sterben jährlich Millionen Menschen. Und die Krankheiten drohen, auch die Industriestaaten zu erreichen. Während ihrer G-20-Präsidentschaft der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer hat die Bundesregierung deshalb das Thema Gesundheit ganz oben auf die Agenda gesetzt.

Erstmals in der Geschichte der Staaten-Initiative kamen am Freitag deren Gesundheitsminister zu einem Treffen zusammen. Bis Samstag beraten sie, wie sie besser und schneller auf Epidemien reagieren und welche Maßnahmen sie gegen die wachsende Resistenz von Erregern gegen Antibiotika ergreifen können. Ein Planspiel über einen fiktiven Virus-Ausbruch soll dabei helfen.

Merkel: Globale Gesundheit muss auf die Agenda

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte zum Auftakt des Treffens, das Thema der globalen Gesundheit habe in der vernetzten Welt einen Platz in der Agenda der G-20-Staaten verdient. Neben einer besseren Reaktionsfähigkeit und einem koordinierten Ablauf beim Ausbruch von gefährlichen Krankheiten seien auch neue Mechanismen für schnelle finanzielle Hilfen nötig.

"Wir brauchen dringen bessere Kooperationen», mahnte Merkel. Vor allem die weltweite Mobilität erhöhe die Chancen, dass sich Krankheiten schnell ausbreiten und zu einer Bedrohung für die weltweite Wirtschaft werden. Merkel erinnerte an den Ebola-Ausbruch 2014 in Afrika. 30.000 Menschen erkrankten laut Bundesgesundheitsministerium daran, 11.000 starben. Für die betroffenen Länder sei die Hilfe damals zu spät gekommen, zu langsam gewesen und unkoordiniert. "Es wäre zynisch, aus einem solchen Ereignis keine Lehren zu ziehen", sagte Merkel.

Besser Vorbeugung nötig

Zugleich warb die Kanzlerin für eine Aufstockung der finanziellen Hilfen für die WHO. Die G-20-Staaten stünden in der Verantwortung, starke Gesundheitssysteme in den eigenen Ländern, aber auch in armen Ländern aufzubauen. "Es ist in unser aller Interesse, dass bestimmte Krankheiten erst gar nicht ausbrechen", sagte Merkel. Dies sei sowohl eine Frage der ökonomischen als auch der sozialen Vernunft.

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) kündigte an, den freiwilligen WHO-Beitrag aus seinem Etat von fünf Millionen Euro 2016 auf 35 Millionen Euro im laufenden Jahr aufzustocken. Als Pflichtbeitrag zahlt Deutschland 2017 rund 27 Millionen Euro, der freiwillige Beitrag der Bundesregierung für das laufende Jahr steht noch nicht fest. 2016 lag er bei 35 Millionen Euro. Den 2015 eingerichteten Krisenfonds CFE unterstützte die Bundesregierung als größter Beitragszahler mit knapp zwölf Millionen Euro. Das Zwei-Jahres-Budget der WHO umfasst derzeit knapp vier Milliarden Euro.

Gröhe spricht von Meilenstein

Gröhe unterstrich, gefährliche Krankheiten oder Keime, gegen die Antibiotika wirkungslos seien, verursachten "unsägliches menschliches Leid" und könnten die soziale, wirtschaftliche und politische Entwicklung von Ländern dramatisch zurückwerfen. Dass die G-20-Gesundheitsminister den Kampf gegen grenzüberschreitende Gesundheitsgefahren auf die Tagesordnung ihres ersten Treffens gesetzt hätten, bezeichnete er als Meilenstein. "Nur gemeinsam können wir weltweiten Gesundheitsrisiken die Stirn bieten", sagte Gröhe.

WHO-Generaldirektorin Margaret Chan verwies auf erste Anstrengungen, das Krisenmanagement beim Ausbruch von Seuchen zu verbessern, mahnte jedoch zugleich weitere Schritte an. Auch appellierte sie an die G-20, die WHO dabei zu unterstützen, Maßnahmen und neue Medikamente gegen die zunehmende Antibiotikaresistenz zu entwickeln. Gegen manche Krankheiten wie die als Tripper bekannte Gonorrhö gebe es fast keine wirksamen Antibiotika mehr.


Quelle:
epd