US-Bundesstaat Arkansas plant acht Hinrichtungen in elf Tagen

Vollstreckung im Akkord?

Seit zwölf Jahren wurde in Arkansas kein Häftling mehr hingerichtet. Nun soll es ganz schnell gehen: Im April sind acht Exekutionen in elf Tagen geplant. Das Verfallsdatum von einem Todesmittel läuft ab. Frühere Vollzugsbeamte warnen.

Autor/in:
Konrad Ege
Hinrichtungszelle in den USA / ©  Paul Buck (dpa)
Hinrichtungszelle in den USA / © Paul Buck ( dpa )

Die Wärter und Henker in Arkansas stehen besonders unter Stress. Der US-Bundesstaat will im April innerhalb von elf Tagen acht Menschen hinrichten. Eile sei geboten, sagt der Gouverneur von Arkansas, Asa Hutchinson. Das Verfallsdatum eines Exekutionsmittels laufe Ende des Monats ab.

Der Republikaner Hutchinson erklärte im Nachrichtendienst talkbusiness.net, mit den Hinrichtungsterminen sorge er dafür, dass "rechtmäßige Strafen" vollstreckt würden. Nach dem Ablauf des Verfallsdatums sei ungewiss, wo Nachschub erworben werden kann. Das Mittel ist Midazolam, das Delinquenten in eine Art Koma versetzen soll. US-Justizbehörden haben seit Jahren Probleme, Mittel für die Todescocktails zu beschaffen. Europäische Pharmafirmen liefern nicht mehr, US-Unternehmen gehen auf Distanz zu Hinrichtungen.

Teilweise umstrittene Urteile

In laufenden Klagen gegen die Hinrichtungen haben Todeskandidaten nun vorgebracht, die dicht beieinander liegenden Termine ließen der Justiz und der Gnadenbehörde nicht genug Zeit, um Gnadengesuche überhaupt zu bearbeiten. Die acht Häftlinge waren in den 90er Jahren wegen Mordes verurteilt worden. Nach Angaben der Justiz von Arkansas haben sie ihre Berufungsmöglichkeiten ausgeschöpft.

Doch die Urteile sind umstritten. Die Verteidiger hätten bei allen acht Verfahren minderwertige Arbeit geleistet, befanden Todesstrafen-Experten des "Fair Punishment Project" ("Projekt faire Strafen") an der Harvard Universität in Massachusetts. Einer sei betrunken gewesen, mehrere hätten Fristen verpasst und ihre Mandanten gar nicht besucht.

"Manche der Verurteilten hätten ohne ihren Rechtsbeistand bessere Chancen gehabt", sagte eine Direktorin des Projekts, Jessica Brand.

Die Fälle seien eine "grundsätzliche Herausforderung an die Legitimität und Integrität der Todesstrafe in Arkansas". 34 Häftlinge befinden sich aktuell im Todestrakt des Staates. Arkansas hat letztmals 2005 einen Menschen hingerichtet. In den USA sind im vergangenen Jahr 20 Menschen hingerichtet worden, weniger als jemals zuvor seit 25 Jahren. In 31 der 50 Bundesstaaten ist die Todesstrafe legal.

Einwände von Vollzugsbeamten

Mindestens fünf der acht Todeskandidaten in Arkansas leiden nach Aussage von Psychologen an "schweren psychischen Krankheiten oder intellektuellen Behinderungen", wie das "Fair Punishment Project" schreibt. Darunter ist Bruce Ward, der wegen Raubmordes an einer Verkäuferin verurteilt wurde. Er sitzt seit 27 Jahren im Todestrakt.

Ward sei überzeugt, er sei ein Evangelist auf besonderer Mission, berichten die Todesstrafen-Experten des Projekts.

Neu an der Debatte über Hinrichtungen in den USA sind Einwände von Vollzugsbeamten. Mehr als 20 ehemals ranghohe Vollzugsbeamte warnen Gouverneur Hutchinson in einem Schreiben, so viele Hinrichtungen in so kurzem Zeitraum erhöhten das Risiko für Fehler. Zudem füge die schnelle Abfolge der Exekutionen zwischen dem 17. und dem 27. April Wärtern und Henkern "außerordentlichen und unnötigen Stress und Traumata zu".

Einer, der nun warnt, ist der frühere Chef des Justizvollzugs im Staat Georgia, Allen Ault. Er sei für fünf Exekutionen zuständig gewesen, erläuterte Ault im Magazin "Time". Er habe seine Pflicht getan. Doch bei ihm und vielen Kollegen habe der Vollzug der Todesstrafe "zum schweren Gefühl der Schuld, schlaflosen Nächten und permanenten emotionalen Schäden geführt".


Quelle:
epd