Syrien: Kirchlicher Friedensbeauftragter sieht keine Alternative zur Diplomatie

Mit Verhandlungsgeschick zum Frieden

Ein Land im Chaos: Trotz zeitweiser Waffenruhen in Syrien gibt es nach Auffassung von Renke Brahms keine Alternative zur Diplomatie. Waffen seien keine Lösung.

Autor/in:
Dieter Sell
Keine Ende in Sicht: Immer wieder fallen Bomben auf Aleppo / © Str (dpa)
Keine Ende in Sicht: Immer wieder fallen Bomben auf Aleppo / © Str ( dpa )

"Waffen gibt es dort genug - aber keine der Konfliktparteien wird jemals das ganze Land unter seine Kontrolle bringen können", sagte der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Es sei schrecklich, dass derzeit offenbar kein Mittel der Diplomatie helfe, um beispielsweise die Angriffe auf Aleppo zu stoppen, sagte der leitende Bremer Theologe. Das Geflecht der Interessen in diesem Stellvertreterkrieg sei besonders komplex. "Das läuft auf verschiedenen Ebenen: innerhalb Syriens, zwischen Regionalmächten wie dem Iran, Saudi-Arabien, Katar und der Türkei und international zwischen Russland und den USA."

"Trotzdem gibt es keine Alternative zu einem Dreischritt", bekräftigte Brahms. "Erstens weiter den diplomatischen Weg gehen, zweitens die humanitäre Hilfe ermöglichen und ausbauen. Und drittens zivilgesellschaftliche Kräfte in und außerhalb Syriens stärken, die später beim Aufbau des Landes eine wichtige Rolle übernehmen können."

Hilforganisationen sind wichtige Partner

Diese Kräfte seien durchaus vorhanden, betonte Brahms und verwies unter anderem auf die Hilfsorganisation "Syria Civil Defence" ("Weißhelme"), denen kürzlich der Alternative Nobelpreis zugesprochen worden war. Auch die Initiative "Citizens for Peace" und die vergangenes Jahr mit dem Bremer Friedenspreis ausgezeichnete Organisation "Adopt a Revolution" sieht er als wichtige Partner.

Brahms hält überdies an seiner Forderung fest, internationale Organisationen wie die Vereinten Nationen und die multilaterale Zusammenarbeit zu stärken, um Konflikten wie in Syrien zu begegnen. Wichtig sei in diesem Zusammenhang, dass die UN dokumentierten, was derzeit in Syrien passiere. "Das ist wichtig, um später Kriegsverbrechen anklagen zu können."

Das Regime des syrischen Machthabers Baschar al-Assad und sein Verbündeter Russland hatten in den vergangenen Tagen eine großangelegte Offensive gegen die Rebellen in Ost-Aleppo begonnen. Im Syrien-Krieg sind nach UN-Angaben unter anderem rund 270 Krankenhäuser und andere Gesundheitseinrichtungen zerstört oder beschädigt worden. In Syrien kämpft das Assad-Regime, unterstützt von Russland und Iran, sowie Rebellen und Terrormilizen um die Macht.


Quelle:
epd