Virus wirft in USA Fragen zu Verhütung und Abtreibung neu auf

Gewissensnöte wegen Zika

Das Zika-Virus breitet sich von Südamerika weiter aus und verbreitet in den USA wachsende Unsicherheit unter werdenden Müttern. Für gläubige Christen wirft die Ausbreitung des Erregers komplizierte Fragen auf.

Autor/in:
Thomas Spang
Moskito Aedes aegypti überträgt das Zika-Virus / © Gustavo Amador (dpa)
Moskito Aedes aegypti überträgt das Zika-Virus / © Gustavo Amador ( dpa )

Verhüten, Abstinenz, Schwangerschaftsabbruch oder Gottvertrauen - jeder neue Zika-Fall, den die US-Gesundheitsbehörden registrieren, stellt mehr Frauen im gebärfähigen Alter und deren Partner vor schwierige Entscheidungen. Das Virus kann nachweislich schwere Schädelfehlbildungen bei Babys auslösen. Papst Franziskus weiß um die Problematik - er äußerte sich bereits im Februar auf dem Rückflug von Mexiko zu dem heiklen Thema.

Papst äußert sich klar zur Abtreibung

Ein Reporter wollte wissen, ob eine Abtreibung für eine infizierte Schwangere nicht das "geringere Übel" sei. "Abtreibung ist kein geringeres Übel. Es ist ein Verbrechen", antwortete Franziskus. Das Vermeidung einer Schwangerschaft halte er indes für "kein absolutes Übel". Die Schlagzeilen waren dem Papst sicher.

Wegen der Ausbreitung von Zika geraten viele Katholiken trotz der Worte des Kirchenoberhaupts in Gewissensnöte. Mit Blick auf den Einsatz von Verhütungsmitteln aus Angst vor Zika sagt Aline Kalbian, Expertin für katholische Moraltheologie an der Florida State University: "Der Papst hat sicher verstanden, dass es nicht hilfreich ist, Katholiken zu sagen, sie dürften das nicht tun." Das aber löse deren Problem nicht wirklich.

Zika-Fälle im Süden der USA

Nach Brasilien und anderen lateinamerikanischen Ländern sind nun auch in den USA immer mehr Menschen betroffen. Mit neuen Fällen in Miami und Tampa hat die staatliche Gesundheitsbehörde CDC bislang 529 Schwangere mit dem Zita-Virus registriert; Tendenz steigend.

Die Gynäkologin Christine Curry aus Miami kennt die Nöte der Betroffenen. Sie hat rund ein Dutzend Frauen behandelt, die schwanger sind und sich mit dem Virus angesteckt haben. "Einige sagen, ich nehme es hin - was auch immer Gottes Wille sein mag. Andere wollen kein Risiko eingehen." Dementsprechend falle die Entscheidung für oder gegen das ungeborene Kind aus.

Ärzte haben große Schwierigkeiten, Fehlbildungen durch Zika frühzeitig festzustellen. Häufig ist eine Diagnose erst gegen Ende der Schwangerschaft möglich. Die erkrankten Kinder kommen mit auffallend kleinen Köpfen und einem unterentwickelten Gehirn zur Welt.

Wachsender Druck in politischer Debatte

Während die Haltung der Kirche zur Abtreibungsfrage eindeutig ist, wächst in der politischen Debatte der Druck, die Gesetze zur Straffreiheit von Schwangerschaftsabbrüchen in späteren Stadien zu überdenken. Nach Informationen des Forschungsinstituts Guttmacher verbieten 24 US-Bundesstaaten Abtreibungen nach der 27. Woche. 19 weitere Staaten bleiben vage und untersagen den Eingriff beim Feststellen der "Lebensfähigkeit" des Kindes; 7 Staaten haben keine Einschränkungen.

Floridas Senator Marco Rubio löste einen Sturm der Empörung aus, als er sagte, Abtreibung sei keine Antwort auf Zika. "Ich vertue mich gerne zugunsten des Lebens", sagte er dem Magazin "Politico". Unterstützung erhielt er von Pro-Life-Gruppen. "Krankheiten müssen mit lebensbejahenden Lösungen bekämpft werden", pflichtete Clarke Forsythe, Vorsitzender von "Americans United for Life", dem Senator bei.

Die Moraltheologin Kalbian ist davon überzeugt, dass sich auch die Haltung der Kirche wegen Zika nicht grundlegend ändern werde. "Es gibt ein ganzheitliches Bild von Sexualität und Ehe"; allerdings habe der Papst mit seinen Äußerungen einen anderen Ton angeschlagen. "Er war immer sehr einfühlsam, wenn es um individuelle Schicksale ging", so Kalbian. Seine Antwort auf das Zika-Virus sei dafür "typisch".


Quelle:
KNA