Weihbischof Peters zum Niersbach-Rücktritt

"Sommermärchen war gestern"

Weihbischof Jörg Michael Peters ist für die DJK-Sportjugend zuständig und hat Wolfgang Niersbach mehrfach getroffen. Er habe den ehemaligen DFB-Präsidenten als Teamplayer erlebt, so Weihbischof Peters im domradio.de-Interview.

Wolfgang Niersbach bei seinem Rücktritt als DFB-Präsident / © Arne Dedert (dpa)
Wolfgang Niersbach bei seinem Rücktritt als DFB-Präsident / © Arne Dedert ( dpa )

domradio.de: Der Rücktritt kommt für viele plötzlich. Hat Sie die Entscheidung überrascht?

Weihbischof Jörg Michael Peters (Bistum Trier, zuständiger Bischof für die DJK-Sportjugend): Mich hat die Entscheidung zu diesem Zeitpunkt überrascht. Zuletzt ist diese Entscheidung für mich aber nur allzu verständlich. Irgendwann ist die Belastung groß. Deshalb kann ich es von menschlicher Seite nachvollziehen.

domradio.de: Sie sind Wolfgang Niersbach mehrfach begegnet. Was für einen Eindruck hat er auf Sie gemacht? Glauben Sie, der Rücktritt war wohlüberlegt?

Weihbischof Peters: Das glaube ich schon. Wer ihn gestern in der Pressekonferenz gesehen hat, hat einen ziemlich angegriffenen Menschen erlebt. Ich glaube, dass er ein Teamplayer war. So habe ich ihn erlebt. Kein Mann der lauten Töne. Er ist ein Typ, der auf Ausgleich bedacht ist und auf eine gute Atmosphäre in menschlichen Umgang. Wenn er da einen Makel bekommen sollte, kann ich das nicht nachvollziehen. Ich habe mit ihm einen fairen, sympathischen und offenen Menschen erlebt.

domradio.de: DFB-Vizepräsident Rainer Koch hat betont, Wolfgang Niersbach sei nicht direkt in den Skandal um die WM-Vergabe verstrickt. Man wolle dennoch Verantwortung übernehmen. Würden Sie sagen, dass es so sein kann, dass Niersbach jetzt den Kopf für die Fehler anderer hinhalten muss?

Weihbischof Peters: Wenn hier nach dem Motto "Ein Sündenbock wird in die Wüste geschickt" verfahren wird, wäre das die schlechteste aller Lösungen. Die Interimsführung des DFB hat zugesagt, bald Aufklärung zu leisten. Wir wissen seit Längerem um die Vergabepraxis was die Wahl von WM-Austragungsländern angeht. Da hat der Fußballsport insgesamt Schaden genommen. Mir tut es leid, dass die Millionen, die unter dem Dach des DFB als Kinder und Jugendliche in den örtlichen Vereinen engagiert sind, in Mitleidenschaft gezogen werden. Sommermärchen - das war gestern. Jetzt geht es darum, der Zukunft eine gute Gestalt zu geben. Nicht wegdrücken, sondern offen aufdecken und dann die Zukunft angehen.

Das Interview führte Tobias Fricke.


Quelle:
DR