Empörung in Italien über pompöse Mafia-Beerdigung

Machtdemonstration von Kriminellen

Die pompöse kirchliche Beerdigung für den römischen Mafia-Boss Vittorio Casamonica stößt bei Politikern und Kirchenvertretern Empörung. Der Tenor: Eine Trauerfeier dürfe nicht als Machtdemonstration von Kriminellen instrumentalisiert werden.

Beerdigung Vittorio Casamonica (dpa)
Beerdigung Vittorio Casamonica / ( dpa )

Casamonicas Beerdigung war am Donnerstag am Rande Roms zu einem aufwendigen Schauspiel geraten. Der Sarg des 65-jährigen Clan-Chefs wurde in einer mehrspännigen schwarzen Kutsche mit Kreuz auf dem Dach transportiert. Eine Musikkapelle spielte die Titelmelodie aus dem Hollywood-Mafiafilm "Der Pate". Von einem Hubschrauber regneten Rosenblätter auf die Menge herab. Auf einem Plakat wurde der Mafia-Boss als "König von Rom" geehrt. Weiter hieß es: "Rom hast du erobert, jetzt wirst du das Paradies erobern."

Innenminister Angelino Alfano forderte laut der Zeitung "La Repubblica" (Freitag) von der römischen Präfektur einen Bericht über den Vorgang an. Bürgermeister Ignazio Marino wird mit den Worten zitiert, es handele sich um eine "nicht hinnehmbare Mafia-Botschaft". Der Kardinalvikar des Bistums Rom, Agostino Vallini, will dem Vorgang laut der Zeitung "Corriere della Sera" (Freitag) persönlich nachgehen.

Pfarrer ahnungslos?

Der zelebrierende Pfarrer, Giancarlo Mattei, sagte der Zeitung "Il Messaggero", er habe erst kurzfristig von der Feier erfahren und von den kriminellen Hintergründen des Verstorbenen nichts gewusst. Von dem pompösen Spektakel vor seiner Kirche habe er drinnen nichts mitbekommen. Den Berichten zufolge will Kardinalvikar Vallini den Salesianer zu einem persönlichen Gespräch bitten, um sich das Geschehen erläutern zu lassen.

Derweil warf der im Umgang mit der Mafia erfahrene Erzbischof des sizilianischen Monreale, Michele Pennisi, den Behörden Untätigkeit vor. Diese hätten sofort einschreiten müssen, als sich das Geschehen vor der Kirche abzeichnete, sagte Pennisi, der auch Mitglied des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden ist, der "Repubblica".

Der Leiter des Anti-Mafia-Dachverbands "Libera", Luigi Ciotti, kritisierte die Beisetzung scharf. Die christliche Zeremonie sei für eine Zurschaustellung von Macht missbraucht worden, zitiert ihn der Pressedienst SIR. Mafia-Organisationen zeigten immer wieder eine religiöse Fassade als Feigenblatt für kriminelle Machenschaften.

Papst Franziskus: "Wer der Mafia angehört, stehe außerhalb der kirchlichen Gemeinschaft"

Mitglieder des Clans Casamonica werden für zahlreiche kriminelle Geschäfte und Straftaten verantwortlich gemacht, unter anderem im Bereich Drogenhandel und Geldwäsche. Angehörige des Clans zählen zu den Angeklagten aus den Reihen der sogenannten Hauptstadt-Mafia, die ab 5. November wegen des Verdachts auf schwere Korruption vor Gericht stehen.

Papst Franzisus hatte in den vergangenen Jahren mehrfach die Machenschaften der Mafia in Italien an den Pranger gestellt. Wer der Mafia angehöre, stehe außerhalb der kirchlichen Gemeinschaft, betonte er im Juni 2014. Erstmals bezeichnete damit ein katholisches Kirchenoberhaupt Mafiosi als exkommuniziert.


Quelle:
KNA