Proteste gegen Hagens´ "Menschen Museum"

"Es muss nicht alles gezeigt werden"

Nach monatelangem Streit hat in Berlin das umstrittene "Menschen Museum" des Leichen-Plastinators Gunther von Hagens eröffnet. Kritik kommt unter anderem von den Kirchen.

Gunther von Hagens, Erfinder der "Körperwelten" (dpa)
Gunther von Hagens, Erfinder der "Körperwelten" / ( dpa )

Direkt unter dem Fernsehturm werden künftig 20 plastinierte Menschenkörper in unterschiedlichen Posen und etwa 200 präparierte Körperteile gezeigt. Am ersten Öffnungstag des Museums wurden bis zum Nachmittag knapp 500 Besucher gezählt.

Unterdessen geht die Kritik an der Ausstellung weiter. Der Berliner Bischof Markus Dröge sagte, "es muss nicht alles gezeigt werden, was gezeigt werden kann". Mit dem "Menschen Museum" werde der Lust an der Sensation gedient, nicht jedoch einem tieferen Verstehen des menschlichen Wesens, sagte Dröge beim "Aschermittwoch der Künstler" in der katholischen Gedenkkirche Maria Regina Martyrum.

Die plastinierten Leichenteile würden den Menschen schamlos auf seine materiellen Bestandteile reduzieren und einer würdigen Gedenkkultur berauben, sagte der evangelische Bischof weiter. Auch der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Berlin-Stadtmitte, Bertold Höcker, wiederholte seine Kritik.

Trauerprozession aus Protest

Nach dem Gottesdienst zog eine Trauerprozession zu der umstrittenen Dauerausstellung. "Wir haben den Aschermittwoch-Gottesdienst bewusst um diese Trauerprozession erweitert", betonte Pfarrerin Cordula Machoni. "Asche ist das reale Symbol für Vergänglichkeit, ist Mahnung und Erinnerung an die eigene Relativität und auf den unausweichlichen Tod", sagte Machoni. Der Gedanke an den Tod werde nur zu gerne verdrängt - wie die neue "Körperwelten"-Dauerausstellung zeige, sagte die Pfarrerin. Mit der Trauerprozession wolle man den christlichen Umgang mit Tod und Sterben wieder ins Bewusstsein heben.

Der Berliner Stadtbezirk Mitte, der bis zuletzt versucht hatte, die Eröffnung des Museums zu verhindern, verwies auf das noch anhängige Gerichtsverfahren vor dem Oberverwaltungsgericht. Dabei geht es um die Frage, ob plastinierte Leichen überhaupt in der Öffentlichkeit gezeigt werden dürfen. Außerdem liegt dem OVG eine Beschwerde des Bezirkes gegen einen Beschluss des Verwaltungsgerichtes vor, in dem das Gericht dem Bezirk verbietet, gegen die Museumsbetreiber ein Zwangsgeld von 10.000 Euro pro Öffnungstag zu erheben.

Streit um Einwilligungen der Spender

Bezirksbürgermeister Christian Hanke (SPD) verwies zudem darauf, dass von den ausgestellten Körperteilen und Ganzkörperplastinaten die Einwilligungserklärungen der Körperspender fehlten. Die Rechtmäßigkeit "der bislang unbekannten Einwilligungen" sei aber eine weitere Voraussetzung für die Zulässigkeit der Ausstellung, sagte Hanke. Die Exponate in der ersten ständigen Ausstellung des Heidelberger Plastinators Hagens stammen nach dessen Angaben alle von freiwilligen Körperspendern.

Das Verwaltungsgericht hatte am 10. Februar entschieden, das Bezirksamt könne weiterhin nicht beweisen, dass die Ausstellung gegen das Berliner Bestattungsgesetz verstoße. Bürgermeister Hanke prüft jetzt, ob er Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg erhebt.


Quelle:
KNA , epd