Debatte über würdevolles Sterben geht weiter

Gemeinschaftsaufgabe für alle Christen

Vor der Bundestagsdebatte zum assistierten Suizid wird die Diskussion über würdevolles Sterben konkreter. ZdK-Präsident Alois Glück ruft dazu auf, ein breites Aktionsbündnis zur Förderung von Palliativ- und Hospizbegleitung zu schmieden.

Debatte um Sterbehilfe (dpa)
Debatte um Sterbehilfe / ( dpa )

"Das ist eine Aufgabe für die Ökumene der Taten", sagte Glück am Sonntag in Dresden. Dabei gehe es nicht nur um Strukturen und Angebote für Medizin, Pflege und Begleitung, sondern auch um grundsätzliche Fragen der Sterbekultur.

Ähnlich äußerte sich der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx. Von der Bundestagsdebatte wünsche er sich, "dass sich das Parlament hier nicht als Gesetzesmaschine, sondern als Marktplatz der öffentlichen Debatte versteht", sagte der Münchner Erzbischof dem Magazin "Focus". Marx warnte vor einer Aufweichung des Lebensrechts: "Es ist ein Kernthema, ob unsere Gesellschaft menschlich bleibt oder nicht".

Katholische und Evangelische Kirche teilen ablehnende Haltung

Auch die Evangelische Kirche in Deutschland hat ihre ablehnende Haltung zu einem Recht auf ärztlich assistierten Suizid bekräftigt. Der scheidende EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider regte auf der EKD-Synode in Dresden einen Rechtsanspruch auf Sterbebegleitung durch Palliativmedizin und Hospizarbeit an. Der Ratsvorsitzende Schneider, dessen Ehefrau Anne an Krebs erkrankt ist, bekräftigte vor der EKD-Synode die Haltung der evangelischen Kirche: "In Respekt und Demut vor der Lebensmacht Gottes lehnen wir als Kirche Selbsttötung und Beihilfe zur Selbsttötung grundsätzlich ab", sagte der Theologe. Die Ablehnung aktiver Sterbehilfe müsse aber einhergehen mit ausreichender Finanzierung und flächendeckendem Ausbau von Palliativ- und Hospizangeboten. Die Sterbephase sollte als eine Lebensphase erlebt werden können.

Der Deutsche Bundestag will bis Ende 2015 eine Regelung zur Suizidbeihilfe verabschieden. Am Donnerstag soll dazu eine "Orientierungsdebatte" stattfinden. Dabei variieren die politischen Positionen zwischen einer weitgehenden Erlaubnis der Suizidbeihilfe für Ärzte bis hin zu einer restriktiven Haltung, die jede organisierte Form der Suizidbeihilfe verbieten will.

Bundestagsvizepräsident Peter Hintze (CDU) will gemeinsam mit SPD-Politikern einen Gesetzentwurf vorlegen, nach dem ärztliche Beihilfe zum Suizid unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt werden soll. Dabei seien nicht alle Fragen "kasuistisch bis ins Letzte" zu beantworten, räumte Hintze im "Spiegel" ein, etwa die nach der Definition "unumkehrbar zum Tode" führender Krankheiten. Er plädiere dennoch für mehr Rechtssicherheit sowie die Entscheidungsfreiheit jedes Einzelnen, sagte der Politiker.

Umstrittene Umfrage zu Sterbehilfe

Unterdessen befürworten laut einer am Sonntag veröffentlichten Umfrage drei Viertel der Deutschen "ärztliche Sterbehilfe bei Patienten mit tödlichen Krankheiten". In einer Emnid-Umfrage für das Magazin "Focus" lehnten dies nur 17 Prozent der Befragten ab. In der Umfrage wurde allerdings nicht zwischen aktiver Sterbehilfe und der im Bundestag diskutierten Suizidbeihilfe unterschieden.

Von der bisher straffreien Beihilfe zum Suizid zu unterscheiden ist die sogenannte aktive Sterbehilfe. Darunter versteht man die Tötung eines Patienten auf dessen ausdrückliches Verlangen durch Eingreifen von außen, meist durch einen Arzt.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz kritisierte die Umfrage als "viel zu pauschal und undifferenziert". Wenn schon Meinungsforscher so ungenau arbeiten würden, könne dies zu einer noch stärkeren Verunsicherung der Menschen beitragen, erklärte Stiftungsvorstand Eugen Brysch am Sonntag in Dortmund gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Die ethische Diskussion im Bundestag und in der deutschen Bevölkerung könne nicht gelingen, "wenn der grundsätzliche Unterschied zwischen Töten und Begleiten nicht klar wird".

 

 


Quelle:
KNA , epd