Trauer brauche Zeiten, Orte, Rituale, Wege, Zeichen und Feiern, so Bode: "Unser Leben nach dem Tod eines Mitmenschen prägt auch unser Leben vor dem Tod und den Umgang mit den Toten." Die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen hatten im August einen Antrag eingebracht, der unter Aufhebung der Friedhofs- und Bestattungspflicht individuelle Begräbnisformen bis hin zum Aufstellen der Urne bei den Hinterbliebenen ermöglichen soll.
Der Umgang mit Leichen dürfe nicht zum "Spiel mit Resten" oder ein "Entsorgungsvorgang" werden, warnte Bode. "Auch setze ich ein deutliches Fragezeichen hinter Bestattungsformen der Anonymität, der Ortlosigkeit, der programmatischen Auflösung personaler Beziehungen."
Tod hat mit Gemeinwesen zu tun
Niemand lebe nur für sich selbst, sondern in Beziehungen. Deshalb sei auch der Tod zwar personal und individuell, aber keinesfalls privat.
Immer habe er auch mit dem Gemeinwesen zu tun. Deshalb hätten die Toten und die Bestattungskultur immer auch gemeinschaftliche und öffentliche Aspekte.
Leben und Tod seien "der letzten Verfügbarkeit des Einzelnen entzogen", so der Bischof in seiner Rede "Die Würde der Toten" vor rund 170 Zuhörern auf einer Veranstaltung des Katholischen Forums Bremen.
Neue Bestattungsformen
In der anschließenden Diskussion räumte Bode die Notwendigkeit neuer Bestattungsformen ein. Ausdrücklich begrüßte er die Errichtung sogenannter Kolumbarien. Als gelungenes Beispiel nannte er die Kirche "Heilige Familie" in Osnabrück-Schölerberg, bei der eine Urnenwand in Kreisform um den für Gottesdienste genutzten Innenbereich herum gebaut wurde.
Hier erhalte auch die alte Tradition der Bestattungen um den Kirchbau herum eine neue Ausdrucksform. Möglich seien auch Gräberfelder in naturnaher Atmosphäre. Jedoch müsse die Würde der Toten auch hier gewahrt bleiben, indem Tafeln oder Steine mit den Namen des Verstorbenen den Beisetzungsort kennzeichneten.
"Bestattungskultur kann uns nicht egal sein", so Bode. Alle rechtlichen Regelungen dürften die Toten nicht einer "postmodernen Beliebigkeit" preisgeben. Jede Lösung müsse immer die extremen Spannungen zwischen Entsorgung und Totenkult, vergessen und vergötzen, reiner Profanisierung und reiner Sakralisierung ausgleichen.