Bundesrat für rezeptfreie Abgabe der "Pille danach"

Leichter Zugang

Frauen erhalten möglicherweise die sogenannte "Pille danach" bald auch ohne Rezept. Auf eine entsprechende Änderung der Arzneimittelverordnung einigte sich am Freitag der Bundesrat.

"Pille danach" (dpa)
"Pille danach" / ( dpa )

Die Länderkammer stimmte dafür, die Verschreibungspflicht für das Arzneimittel Levonorgestrel aufzuheben. Frauen soll dadurch das Medikament zur Verhinderung einer Schwangerschaft leichter zugänglich gemacht werden. Ob die Änderung in Kraft tritt, entscheidet das Bundesgesundheitsministerium. Ein Ministeriumssprecher erklärte, mit dem Thema sei bereits der Sachverständigenrat beschäftigt. Da dieser erst am 14. Januar zusammenkomme, werde der künftige Gesundheitsminister über die Änderung entscheiden.

Der CDU-Gesundheitsexperte Jens Spahn äußerte auf Anfrage deutliche Kritik am Bundesratsbeschluss. "Die Pille danach ist ein Medikament mit Nebenwirkungen, und deshalb ist es richtig, dass der Einnahme eine ärztliche Beratung vorausgeht", so Spahn. "Warum der Bundesrat das anders sieht, ist mir schleierhaft". Der Unions-Politiker verwies auf erhebliche hormonelle Belastungen, "in deren Folge beispielsweise in manchen Fällen ein gefährliches Thromboserisiko besteht". Zudem sei die Einnahme je nach Zeitpunkt des Eisprungs nicht immer notwendig. Auch hier könne ärztliche Beratung helfen.

Kirche lehnt rezeptfreie "Pille danach" ab

Auch der Berufsverband der Frauenärzte bedauerte die Entscheidung, die mit der Versorgungsnotwendigkeit nichts zu tun habe. Levonorgestrel sei nicht das Mittel der ersten Wahl: es verhindere nach ungeschütztem Sex innerhalb der ersten 24 Stunden nur etwa ein Drittel der Schwangerschaften. "Wir hoffen, dass die Einführung der Rezeptfreiheit nicht zu einer Verschlechterung der Betreuung und Beratung der Mädchen und Frauen und damit zu einer Zunahme von Schwangerschaftsabbrüchen führen wird", erklärte der Verbandspräsident Christian Albring. "Denn die Mädchen und Frauen wissen ohne Beratung vielfach nicht, wann und wie sie das Medikament einnehmen sollen." Es sei schwer zu verstehen, dass das weniger wirksame Medikament den Vorzug vor dem Besseren bekomme, und das erfolgreiche deutsche System den schlechteren angepasst werde.

Die Debatte über die "Pille danach" war Anfang des Jahres nach der Abweisung einer vergewaltigten Frau an zwei katholischen Kliniken in Köln entflammt. Der Kölner Kardinal Joachim Meisner entschuldigte sich später für den Vorfall und legte eine modifizierte kirchliche Position zu dem Präparat vor, der sich die katholischen deutschen Bischöfe auf ihrer Frühjahrsvollversammlung in Trier weitgehend anschlossen.

Demnach erklärten sie bei der Behandlung von vergewaltigten Frauen bestimmte Formen der "Pille danach" für zulässig, "insofern sie eine verhütende und nicht eine abtreibende Wirkung hat". Verboten blieben nach Kirchen-Auffassung Methoden und Präparate, "die den Tod eines Embryos bewirken". Eine rezeptfreie Abgabe der Pille lehnt die Kirche ab.

 


"Pille danach": Das Präparat "ellaOne" / © Christine Weyand (KNA)
"Pille danach": Das Präparat "ellaOne" / © Christine Weyand ( KNA )
Quelle:
KNA