Prozess gegen Göttinger Mediziner beginnt

"Katastrophe für die Transplantationsmedizin"

Unter großem Medienandrang hat in Göttingen der Prozess gegen einen Medizinprofessor begonnen. Ein Freisprich wäre fatal, meint Burkhard Tapp vom Bundesverband der Organtransplantierten. Im domradio.de-Interview erklärt er, warum.

 (DR)

Der frühere Leiter der Transplantationschirurgie des Göttinger Universitätsklinikums muss sich vor dem Landgericht Göttingen wegen versuchten Totschlags in elf Fällen sowie wegen Körperverletzung mit Todesfolge in drei Fällen verantworten. (Az 6 Ks 4/13)

Der Mediziner soll bei der Meldung von Daten seiner Patienten an die zentrale Vergabestelle von Spenderorganen, Eurotransplant, absichtlich falsche Angaben gemacht haben. Bestimmte Kranke seien dadurch auf der Warteliste weit nach oben gerückt. Laut Anklage ist davon auszugehen, dass andere Patienten deshalb kein Spenderorgan erhielten und möglicherweise aus diesem Grunde starben.

Er erwarte von dem Prozess eine Aufklärung über das Ausmaß der Manipulation, so Burkhard Tapp. Außerdem werde der Ausgang zeigen, ob es noch rechtliche Lücken gibt. Ein Freispruch würde das Vertrauen in die Organspende weiter erschüttern.

42 Verhandlungstage

Den Vorwurf der Körperverletzung mit Todesfolge begründet die Staatsanwaltschaft so: Der Arzt habe Patienten Organe eingepflanzt, obwohl dies gar nicht so nötig oder gar lebensgefährlich gewesen sei. Alle drei Patienten starben infolge der Eingriffe.

Der 46-Jährige Mediziner sitzt seit Jahresbeginn in Untersuchungshaft. Für das Verfahren sind zunächst 42 Verhandlungstage angesetzt.


Quelle:
DR , epd