Ökumenischer Gottesdienst zum DFB-Pokalfinale

"Jesus befreit vom Siegen-Müssen"

Vor dem DFB-Pokalfinale zwischen Bayern München und dem VfB Stuttgart haben die katholische und die evangelische Kirche gemeinsam einen Gottesdienst in Berlin unter dem Motto "Respekt (er)leben" gefeiert.

Im Finale: Stuttgart und München (dpa)
Im Finale: Stuttgart und München / ( dpa )

In seiner Predigt sagte der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, am Samstagmorgen: "Respekt ist das Gegenteil von einem bedenkenlosen Egoismus. Respekt bindet das eigene Glück an die Wertschätzung der Mitmenschen." Das gelte auch für den sportlichen Wettstreit, denn, so Schneider weiter: "Eine respektvolle Lebenshaltung verbietet es nicht, siegen zu wollen, um den Sieg zu kämpfen und sich am Sieg zu erfreuen. Eine respektvolle Lebenshaltung verbietet es aber durchaus, Gegner bewusst zu verletzen, mit faulen Tricks die Regeln der Fairness auszuhebeln oder Schiedsrichter, Ordnungskräfte und Fans einer gegnerischen Mannschaft zu schmähen oder gar anzugreifen. Und solch unfaires Verhalten einüben oder dazu aufzustacheln, das geht gar nicht!" 

"Jesus moralisiert nicht und macht kein schlechtes Gewissen", sagte Schneider bezogen auf den Predigttext (Mk 10, 35-45), sondern Jesus verändere durch Zutrauen. Seine Botschaft könne uns lösen vom "inneren Zwang zur Selbstüberhebung und rücksichtsloser Selbstbehauptung und mache uns frei vom "Siegen-Müssen" und "Nicht-Verlieren-Können". Das Vorbild Jesu, so Schneider abschließend, inspiriere und bewege zu einem neuen Verhalten, das durch "gegenseitigen Respekt" bestimmt und geprägt ist.

"Dank gegenüber Gott und Respekt gegenüber Mitmenschen"

Weihbischof Jörg Michael Peters (Trier), in der Deutschen Bischofskonferenz für den Sport zuständig, verwies in seiner Einführung mit Bezug auf Psalm 8 auf das Schöpfungshandeln Gottes, das jedem menschlichen Tun vorausgeht. Weil der Mensch Gottes Geschöpf ist, solidarisiert sich Gott mit ihm und nimmt an seinem Tun Anteil. Gott sagt Ja zum Menschen – mit all seinen Talenten und Möglichkeiten – aber auch mit der Freiheit, zwischen Richtig und Falsch zu unterscheiden, Regeln einzuhalten und zu verletzten. Gott geht dabei sogar das Risiko ein, "selbst böse und heimtückisch gefoult zu werden" – so der katholische Sportbischof.

Ein Besinnen auf dieses von Gott geschenkte "Ja", die Freude am Menschen und seinem Spiel kann die Haltung des Danks gegenüber Gott und des Respekts gegenüber den Mitmenschen ermöglichen, betonte Weihbischof Peters, der auch an alle erinnerte, die zum Gelingen eines solchen Sportereignisses beitragen: Spieler, Schiedsrichter, Fans, alle Polizisten, Volunteers oder Sanitäter. "Ohne sie ist ein solches Ereignis nicht möglich!", meinten die beiden Kirchenvertreter übereinstimmend.

An dem Gottesdienst wirkten unter anderem der DFB-Vizepräsident Dr. Rainer Koch, die FIFA-Schiedsrichter Peter Gagelmann und Thorsten Kinhöfer sowie Vertreter des VfB Stuttgart und des FC Bayern München mit.


Quelle:
DR