Kritik an Pferdefleisch-Vorschlag von CDU-Politiker

Einstimmiger Protest

Pferdefleisch-Lasagne an Bedürftige? Der CDU-Abgeordnete Hartwig Fischer scheint mit seinem Vorschlag alleine auf weiter Flur. Nicht nur das katholische Hilfswerk Misereor hält die Debatte für unangemessen.

 (DR)

"Produkt unter Verdacht: Tiefkühl-LasagneEs ist noch gar nicht klar, wie unbedenklich dieses Fleisch ist", erklärte am Freitag im domradio.de-Interview Misereor-Sprecher Ralph Allgaier. Solange die Frage nach möglichen Medikamentenrückständen in dem Fleisch nicht geklärt sei, könne "es keine Diskussion darüber geben, dieses Fleisch jetzt weiterzureichen".

Grundsätzlich hält Allgaier die Diskussion für "schwierig". Zwar prangere Misereor immer wieder die Vernichtung und das Wegwerfen von Lebensmitteln an. Auf der anderen Seite stelle sich aber auch die Frage nach dem Menschenbild in Deutschland: "Essen, das die Mehrheit nicht bekommen soll und deshalb aus dem Handel gezogen wurde, an eine bestimmte Gruppe Bedürftiger weiterzureichen - da muss man schon darüber diskutieren, ob das der Würde dieser Menschen gerecht wird."

Breite Kritik

Der Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, sagte der "Bild"-Zeitung am Freitag, der Vorschlag sei respektlos. Qualitätsstandards müssten auch für Bedürftige gelten. Gerade mit Blick auf mögliche Schadstoffe in dem Fleisch verbiete es sich, die Produkte an Tafeln oder andere Sozialeinrichtungen weiterzugeben.

Der Bundesverband Deutsche Tafel e.V. reagierte am Freitag mit Unverständnis und Empörung auf den Vorschlag. "Bedürftige Menschen sind keine Verbraucher zweiter Klasse. Sie haben das selbe Recht auf sichere Lebensmittel wie alle anderen Verbraucher." Wenn die Unbedenklichkeit von Lebensmitteln oder ihre Akzeptanz in Frage stehe und Produkte daher vorsorglich aus dem Verkauf genommen würden, "nehmen wir sie nicht an", erklärte der Vorsitzende Gerd Häuser.

Christian Bakemeier, Geschäftsführer der Konferenz für Kirchliche Bahnhofsmission, sagte der "Bild"-Zeitung: "Es ist 'bedürftigen' Menschen nicht zuzumuten, sich von nicht mehr verkäuflichen Lebensmitteln zu ernähren." Dass immer mehr Menschen darauf angewiesen seien, sich von gespendeten Lebensmitteln zu ernähren, solle die Politik lieber zum Anlass nehmen, über die Lösung der Armutsprobleme in Deutschland nachzudenken.


Quelle:
DR , KNA , dapd