Kirchen werben für Schutz des Sonntags

Zeit für eine Atempause

Immer mehr Menschen in Deutschland verdienen ihr Geld am Wochenende, abends, in der Nacht oder im Schichtbetrieb. Für die Kirchen ist das keine positive Entwicklung – vor allem mit Blick auf den Sonntag.

Sonntagsfrei / © Allianz für den freien Sonntag
Sonntagsfrei / © Allianz für den freien Sonntag

Die evangelische und die katholische Kirche haben am Montag zum Schutz des Sonntags als arbeitsfreien Tag aufgerufen. "Wir brauchen den Sonntag, damit wir Zeit für Familie, für Freunde und für uns haben", werben der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, und der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch. In ihrer gemeinsamen Erklärung kritisieren die Kirchen die Ausweitung der Sonntagsarbeit: "Leider müssen wir feststellen, dass die Zahl derjenigen, die sonntags arbeiten, in Deutschland rasant und branchenübergreifend ansteigt."

Hintergrund der Kirchen-Erklärung ist der ökumenisch getragene "Internationale Tag des freien Sonntags", der am 3. März in Deutschland und mehreren EU-Staaten stattfindet. Dazu hat die "Allianz für den freien Sonntag" in Deutschland eine Arbeitshilfe herausgegeben, die mit Gottesdienstvorschlägen auf diesen Aktionstag aufmerksam macht.

Am Montag wurde zudem das Ergebnis einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag bekannt. Demnach arbeiteten im Jahr 2011 etwa 8,9 Millionen Beschäftigte, also jeder vierte, "ständig oder regelmäßig am Wochenende". 2001 waren es nur 6,7 Millionen. Auch die Schichtarbeit hat nach Angaben der Bundesregierung stark zugenommen: Die Zahl der Beschäftigten mit solchen Arbeitsrhythmen erhöhte sich von 2001 bis 2011 von 4,8 auf 6,0 Millionen. Am weitesten verbreitet sei Schichtarbeit in den sozialen Berufen, in der Gesundheitsbranche, bei Maschinen- und Anlageführern und beim Verkaufspersonal.

Herausragende Bedeutung

Der Sonntag sei nicht nur für Christen eine heilsame Unterbrechung und damit das Gegenbild zur Ausrichtung des gesamten Lebens an Erfordernissen der Wirtschaft, argumentieren Präses Schneider und Erzbischof Zollitsch. Angesichts zunehmender Beschleunigung aller Lebensvorgänge, Individualisierung der Lebensformen und der Verringerung des Stellenwertes der gemeinsamen freien Zeit sei eine "wohltuende Atempause" erforderlich. "Der Sonntag macht deutlich: Arbeiten und Wirtschaften sind nicht alles im Leben."

Für Christen habe der Sonntag eine herausragende Bedeutung als Tag der Auferstehung Christi. "Doch alle Menschen brauchen eine Zeit des Auf-Atmens, damit Körper, Geist und Seele zur Ruhe kommen können", heben Schneider und Zollitsch hervor. Deshalb diene der Schutz des Sonntags der gesamten Gesellschaft.


Quelle:
KNA , dapd , epd , DR