Kongress christlicher Führungskräfte

"Mit Werten in Führung gehen"

Mehr als 3.000 Spitzenvertreter aus Wirtschaft und Gesellschaft werden ab Donnerstag in Leipzig erwartet. Sie kommen zum dreitägigen "Kongress christlicher Führungskräfte". Nach 2007 ist der nach eigenen Angaben "größte Wertekongress im deutschsprachigen Europa" zum zweiten Mal in der Messestadt zu Gast.

Autor/in:
Gregor Krumpholz
 (DR)

"Ich komme, um von meiner Eigenmotivation zu berichten, mir neue Ziele zu setzen und meine Erfahrungen weiterzugeben, wie ich diese erreichen kann", verspricht der Musiker und Extremsportler laut Programmheft. Am Samstag will er Antworten auf die Frage geben: "No Limits - Wie schaffe ich mein Ziel?", bevor Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) unter dem Titel "Ohne Werte ist kein Staat zu machen" zu Wort kommt. Unter den prominenten Referenten tritt auch Joey Kelly auf.

Auf einen weiteren Gast müssen die Teilnehmer allerdings verzichten. Es ist Joachim Gauck, im gedruckten Programmheft noch als "DDR-Bürgerrechtler" aufgeführt. Er zog seine vor Amtsantritt als Bundespräsident gegebene Zusage zurück, über den "Wert der Freiheit" zu sprechen. Als neuer Hauptreferent tritt nun "Senkrechtstarter" Tomas Sedlacek auf. Der 35-jährige Bestsellerautor gehört dem Nationalen Wirtschaftsrat in Tschechien an und ist Chefökonom der größten Bank in seinem Heimatland. "Der Glaube der Ökonomie und die Ökonomie des Glaubens", lautet der Titel seines Vortrags.

Unter dem Motto "Mit Werten in Führung gehen" findet der Kongress nun zum achten Mal seit 1999 statt. Als Veranstalter firmieren die Evangelische Nachrichtenagentur idea (Wetzlar) und die Firma "tempus Akademie & Consulting" (Giengen bei Ulm), die unter anderem Zeitplanungssysteme anbietet. Sie begründen ihre Initiative damit, dass viele Seminare für Führungskräfte ethische Themen ausklammerten. So fielen christliche Werte "dem Streben nach Gewinn- und Einkommensmaximierung zum Opfer".

Dualer Weg

Die Initiatoren der Kongresse gehen dagegen einen "dualen Weg". Unter den rund 60 Einzelveranstaltungen gibt es deshalb nicht nur Vorträge und Seminare etwa mit dem Titel "Als Führungskraft Salz und Licht sein". Ein Vorkongress bietet am Mittwoch auch Informationen unter anderem über Fundraising und effektive Arbeitstechniken. Auf 250 Messeständen präsentieren zudem Unternehmen sich und ihre Produkte. Die Verankerung der Veranstalter im eher konservativen Bereich des Protestantismus dürfte auch diesen Kongress wie seine Vorläufer prägen. So gehört eine Veranstaltung unter dem Titel "Lebenslinien" zum Abendprogramm. "Menschen berichten von ihren Schicksalen, an denen Gottes Handschrift sichtbar wird", heißt es erläuternd dazu.

Am Programm wirken jedoch auch andere christliche "Kongresspartner" mit. So ist der "Bund Katholischer Unternehmer" (BKU) mit einem Stand vertreten und die BKU-Bundesvorsitzende Marie-Luise Dött (CDU) in mehreren Veranstaltungen auf dem Podium präsent. Der katholische Erfurter Altbischof Joachim Wanke leitet eine Bibelarbeit.

Skandalträchtige Umstände wie beim Kongress 2011 in Nürnberg zeichnen sich diesmal nicht ab. Im Vorfeld sorgte vor zwei Jahren die angekündigte Teilnahme des damaligen Verteidigungsministers Karl-Theodor vor Guttenberg (CSU), der schon mit den Plagiatsvorwürfen konfrontiert war, für unerwartetes Medieninteresse. Der Freiherr sagte schließlich mit der Begründung ab, er wolle mit den Familien dreier in Afghanistan gefallener Soldaten sprechen.

 


Quelle:
KNA