Die katholische Kirche in Bochum zeigt kein Verständnis für das Opel-Aus

"Es ist eine Katastrophe"

Nun steht es fest: Ende 2016 rollen im Opel-Werk Bochum die letzten Fahrzeuge vom Band. "Was da passiert ist, ist nicht mehr nachzuvollziehen", sagt Betriebsseelsorger Berthold Rose. Im domradio.de-Interview versucht er es dennoch.

 (DR)

domradio.de: Jetzt doch das aus für 3000 Opel-Mitarbeiter in Bochum. Wie sagen die Angestellten, mit denen sie gesprochen haben?
Rose: Die Menschen haben inzwischen die Nase gestrichen voll. Seit acht Jahren wurde Ihr Arbeitsplatz ständig hinterfragt. Und das hat ja auch die Familien der Mitarbeiter betroffen. Es ist eine Katastrophe!  

domradio.de: Seit acht Jahren stand der Opel-Standort Bochum auf der Kippe. Wie hat diese Situation das Leben der Menschen beeinflusst?
Rose: Das Problem war genau dieser Schwebezustand: Man wusste nicht, wie es weitergeht. Hinzu kommt, dass Bochum auch sonst in der Vergangenheit andere Arbeitsplätze verloren hat - und damit die Mitarbeiter eine Perspektive über Opel hinaus. Die Situation ist dramatisch, weil sie nicht nur einen, sondern manchmal auch gleich mehrere in einer Familie trifft.

domradio.de: Wie versuchen Sie, Trost zu spenden?
Rose: Wir können nicht viel machen, außer zu sagen: Die Kirche steht an Eurer Seite. Das betrifft nicht nur die Betriebsseelsorge, sondern die Pfarreien und auch den Bischof. Aber natürlich können wir keine neuen Arbeitsplätze schaffen. Wir können im Einzelfall nach Möglichkeiten schauen. Und wir können unsere Empörung zum Ausdruck bringen: Es kann einfach nicht sein, dass sich ein Konzern immer wieder aus der Verantwortung stiehlt und keine neuen Perspektiven bietet. Was da passiert ist, ist nicht mehr nachzuvollziehen. Man sieht, dass General Motors Gewinne macht, offensichtlich in den USA. Aber von diesem Geld fließt wenig zu den Menschen zurück, die die Gewinne erarbeitet.

domradio.de: Gibt es denn für die Menschen einen beruflichen Plan B?
Rose: Es gab Gespräche mit Vertretern des Landes NRW, der Stadt Bochum und den Arbeitnehmervertretungen über alternative Nutzungen des Standortes. Ein Komponentenwerk mit 1000 Arbeitsplätzen ist immer noch im Gespräch. Und 430 Mitarbeiter sollen weiter in dem Warenverteilzentrum arbeiten. Aber das ist natürlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Als ich 1991 als Betriebsseelsorger begonnen habe, haben noch über 20.000 Menschen in dem Werk gearbeitet.

Das Gespräch führte Christian Schlegel.

( dr )