Barbara Schock-Werner mit AstraZeneca geimpft

"Ich war gesund und möchte es auch bleiben"

In einer Hauruck-Aktion konnten sich am Osterwochenende über 60-Jährige in NRW gegen Corona impfen lassen. Die ehemalige Kölner Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner war eine von ihnen. 

Barbara Schock-Werner / © Julia Steinbrecht (KNA)
Barbara Schock-Werner / © Julia Steinbrecht ( KNA )

DOMRADIO.DE: Wie kommen Sie als prominente Person mit vielen Kontakten eigentlich mit den Kontaktbeschränkungen zurecht?

Prof. Barbara Schock-Werner (Dombaumeisterin des Kölner Doms 1999 bis 2012): Natürlich ist es schwierig Leute nur noch auf dem Bildschirm zu sehen. Es ist gut, dass wir Zoom-Konferenzen haben. Aber echte Begegnungen wären schon wichtiger. Wenn man nicht mehr arbeitet, so wie ich, denn ich bin Rentnerin, dann ist es schon schwierig. Ich kann meine Kinder und Enkel, die in anderen Städten wohnen, nicht oder kaum sehen. Eine Art Vereinsamung stellt sich da schon ein. Aber andererseits, bis jetzt war ich gesund und ich möchte es auch bleiben. Irgendwann wird das alles vorbei sein.

DOMRADIO.DE: Jetzt haben sie kurzfristig einen Impftermin bekommen und vorgestern die erste AstraZeneca-Dosis bekommen. Es muss ja voll gewesen sein im Impfzentrum, oder?

Schock-Werner: Ja, es war voll. Als ich aus dem Taxi ausstieg, dachte ich, ich fall um vor Schreck. Da stand eine mindestens 300 Meter lange Schlange von Menschen. Die standen natürlich auf Abstand. Dafür ging es aber eigentlich sehr zügig. Man wanderte so langsam vor und dann durchlief man die einzelnen Stationen von Fiebermessen bis Zettel ausfüllen und so weiter. Bis man dann an der eigentlichen Impfkabine angelangt war, wurde noch mehrfach nach Krankheiten und Tabletten und so weiter gefragt, aber es war wahnsinnig gut organisiert, sehr freundlich und mit ganz vielen Helfern. Ich habe gut zwei Stunden gebraucht, bis ich durch war und das war angemessen. Hauptsache ich war geimpft.

DOMRADIO.DE: Das haben Sie gut vertragen bislang?

Schock-Werner: Bislang, ja. Ich hatte gestern im Oberarm leichten Muskelkater, aber wirklich nur ein bisschen. Und seither nichts.

DOMRADIO.DE: Waren Sie skeptisch gegenüber Vakzinen, die ganz neu erfunden wurden und nicht langzeiterprobt waren?

Schock-Werner: Ja, natürlich ist das ein Problem mit der Langzeiterprobung. Die haben wir einfach nicht. Aber wir können auch nicht warten, bis die Langzeiterprobung da ist. Also ein bisschen Misstrauen ist da, aber wenn man die Krankheit kriegt, dann ist die Gefahr viel größer.

Ich kenne also inzwischen viele Leute, die sie hatten und ich kenne auch Leute mit schweren Spätfolgen. Und insofern habe ich sofort die Chance genutzt, als es sie gab, um mich impfen zu lassen.

DOMRADIO.DE: Gesundheitsminister Spahn hat am Karsamstag die erneute Diskussion ausgelöst, ob Geimpfte baldmöglichst wieder die Grundrechte zurückbekommen sollten. Wie sehen Sie das? Ist das selbstverständlich oder ungerecht, solange nicht alle ein Impfangebot bekommen haben?

Schock-Werner: Also erstens muss man ja auf die zweite Impfung warten, die ist bei mir erst im Juni - also ich kann jetzt nicht gleich los starten. Aber natürlich gibt es keinen rationellen Grund, Leute, die ihre zweite Impfung haben, noch von irgendetwas auszuschließen. Das ist einfach so. Wenn ich mich nicht impfen lassen will, dann muss ich in Kauf nehmen, dass ich bestimmte Dinge zumindest in nächster Zeit nicht machen kann.

Es wäre ganz unlogisch, die Leute, die geimpft sind, auch von Restaurantbesuchen fernzuhalten. Wenn wir jetzt unseren Politikern mal glauben, haben wir vielleicht am Ende des Sommers alle die Chance gehabt, geimpft zu werden. Und dann kann man auch niemanden verwehren, am Leben wieder voll teilzuhaben.

Das Interview führte Tobias Fricke.

 

Geduldiges Warten vor den Impfkabinen in den Deutzer Messehallen. / © Beatrice Tomasetti (DR)
Geduldiges Warten vor den Impfkabinen in den Deutzer Messehallen. / © Beatrice Tomasetti ( DR )
Quelle:
DR
Mehr zum Thema