Erika Nagel begleitet Missbrauchsaufarbeitung

Kölns "härteste Richterin"

Erika Nagel soll die unabhängige Aufarbeitung von Missbrauchsfällen im Erzbistum Köln sicherstellen. Die ehemalige Ermittlungsrichterin ist dazu einem Beraterstab beigetreten, der die ersten Maßnahmen überwachen und begleiten soll.

Richterhammer und Kreuz / © Joaquin Corbalan P (shutterstock)
Richterhammer und Kreuz / © Joaquin Corbalan P ( shutterstock )

Erika Nagel, ehemals Kölns "härteste Richterin", ist Mitglied eines Beraterstabs zur weiteren Aufarbeitung von Missbrauchsfällen im Erzbistum Köln. Die ehemalige Ermittlungsrichterin soll sicherstellen, dass eine unabhängige Aufarbeitung fortgeführt werde, wie das Erzbistum am Montag mitteilte.

Der interdisziplinär besetzte Beraterstab soll die Umsetzung erster Maßnahmen begleiten und überwachen - bis zur Einrichtung einer unabhängigen Aufarbeitungskommission. Auch diesem Gremium soll Nagel angehören, hieß es. Erzbischof Rainer Maria Woelki und Generalvikar Markus Hofmann hatten die Personalie bereits angekündigt.

Tausend Straftäter pro Jahr

Den Angaben zufolge wurde Nagel 1980 zur Richterin ernannt. Ab 1989 stand sie mehrere Jahre unter Polizeischutz, weil sie mit RAF-Terroristen zu tun hatte. 1999 drehte die ARD unter dem Titel "Ab in den Knast - Eine Haftrichterin macht kurzen Prozess" einen Film über Nagel.

Medienberichten zufolge saßen rund 1.000 Straftäter pro Jahr vor ihr. 2001 erhielt sie die Ehrenmedaille des Bundes Deutscher Kriminalbeamter. 2017 ging sie in den Ruhestand.

Aktiv für das Lebensrecht

Nagel ist in der Juristen-Vereinigung Lebensrecht (JVL) tätig, die eigenen Angaben zufolge für den "Schutz des menschlichen Lebens in all seinen Phasen" eintritt.

Die JVL beschäftigt sich demnach mit den Themen Abtreibung, Embryonenschutz, Stammzellenforschung, In-vitro-Fertilisation, Pränatal- und Präimplantationsdiagnostik, Klonen, Euthanasie und Sterbehilfe.

Neue Aufarbeitungskommission bestimmt die Richtung

Die künftige Aufarbeitungskommission soll dem Erzbistum zufolge mit Betroffenen, Experten aus Wissenschaft, Fachpraxis, Justiz und öffentlicher Verwaltung sowie Kirchenvertretern besetzt sein. Die Mitglieder würden mehrheitlich vom Land Nordrhein-Westfalen und den Betroffenen benannt.

Die Einrichtung der Kommission geht auf eine Vereinbarung der katholischen Kirche mit dem Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, zurück. Das Gremium werde sagen, wie es weitergehen müsse, nicht Kardinal Woelki, betonte Rörig am Montag. "Das wird in anderen Bistümern auch so sein."


Quelle:
KNA