Zwischenbilanz des Projekts "Pfarrbuero24" des Erzbistums Köln

Erfolgsmodell oder Ladenhüter?

Seit einigen Wochen ist "Pfarrbuero24" online. Das Pilotprojekt des Erzbistums Köln zur Digitalisierung des Pfarrsekretariats hat in der Citykirche Wuppertal begonnen. Könnte es zu einem Erfolgsmodell über die Bistumsgrenzen hinaus werden?

Die Internetseite pfarrbüro24.de auf dem Smartphone / © Gerald Mayer (DR)
Die Internetseite pfarrbüro24.de auf dem Smartphone / © Gerald Mayer ( DR )

DOMRADIO.DE: Wie kommt denn "Pfarrbuero24" bisher bei den Menschen an?

Dr. Werner Kleine (Pastoralreferent in der katholischen Citykirche in Wuppertal): Nachdem wir "Pfarrbuero24" in der Öffentlichkeit bekannt gemacht haben, und da ist DOMRADIO.DE nicht ganz unschuldig dran, weil natürlich viele offenkundig in den Pfarrbüros Radio hören oder auf die Webseite schauen, haben wir einen richtig guten Start hingelegt. Es hat zahlreiche Zugriffe auf die Seite gegeben.

Wir haben natürlich gesehen, dass sehr, sehr viele Kolleginnen und Kollegen einfach mal probiert haben, wie das so aussieht und funktioniert. Aber wir haben in der ersten Woche auch schon die ersten "richtigen Anfragen" bekommen - Anmeldung zur Taufe und zur Erstkommunion. Wir sind sehr zufrieden mit diesem Start.

DOMRADIO.DE: Die Plattform soll ja die Anfragen adressbezogen direkt dem zuständigen Pfarrbüro zuordnen. Hat auch technisch alles funktioniert?

Kleine: Das funktioniert und zwar problemlos. Wir haben in den ersten Wochen das Büro der katholischen Kirche Wuppertal zunächst einmal dazwischen geschaltet. Das werden wir aber in den kommenden Wochen abschalten. Der Grund war, dass man sofort sehen kann, welche Art von Anfragen reinkommen und welche Probleme es bei den Abläufen gibt.

Bei den Abläufen selber gibt es keine Probleme. Es freut uns sehr, dass das offenkundig rund läuft. Es gibt hier und da kleinere Knackstellen, wo wir merken, da müssen wir nochmal nachjustieren und nachpolieren, damit vor allen Dingen im sogenannten Backend (Teil eines IT-Systems, das sich mit der Datenverarbeitung im Hintergrund beschäftigt, Anm. d. Red.) das, was die Pfarrbüros sehen, rund läuft.

DOMRADIO.DE: Wo muss da nachjustiert werden?

Kleine: Das sind eher Kleinigkeiten. Etwa wenn jemand eine Nachricht oder ein Feedback schickt, dann tauchte diese Meldung im Backend erst nicht auf. Die war zwar in der Datenbank, aber im Backend fehlte ein Feld, damit die Sekretärin sehen kann, was da geschrieben worden ist. Das sind aber Kleinigkeiten, die relativ schnell zu beheben sind. Dafür ist diese Pilotphase ja da, damit wir genau das feststellen können.

DOMRADIO.DE: Wie garantieren Sie, dass die Bürgerinnen und Bürger dann auch innerhalb von 24 Stunden eine Antwort bekommen auf Ihre Fragen?

Kleine: 24 Stunden wäre sehr ambitioniert, weil nicht alle Pfarrbüros so lange aufhalten. Wir hörten jetzt schon, auch durch die große Aufmerksamkeit, die "Pfarrbuero24" über das Erzbistum Köln hinaus dafür bekommen hat, die Sorge bei einigen Pfarrsekretärinnen, ob sie wegrationalisiert werden sollen.

Das ist natürlich Quatsch, weil "Pfarrbuero24" eine Online-Plattform ist, durch die man Kontakt zum Pfarrbüro aufnehmen kann. Vieles muss auch noch analog in den Pfarrbüros erledigt werden. Aber wir haben damit natürlich eine hervorragende Kontaktmöglichkeit, um die Menschen erreichen zu können.

DOMRADIO.DE: Am Dienstag ging ein weiteres "Pfarrbüro24" in Hilden an den Start, und es werden noch weitere folgen. Was haben Sie geplant?

Kleine: Wir hatten den Piloten erst einmal nur hier in Wuppertal geplant, auf das Stadtdekanat Wuppertal begrenzt. Dann kam aber sehr schnell schon der Seelsorgerbereich Remscheid-Mitte dazu, weil die sich dafür interessierten. Das liegt sicherlich auch daran, dass der dortige Kirchenmusiker Dieter Leipold Mitglied in meinem Arbeitsfeld im Pastoralen Zukunftsweg (Reformdialog im Erzbistum Köln, Anm. d. Red.) war.

Wir haben vor anderthalb Wochen bereits bei DOMRADIO.DE über "Pfarrbuero24" gesprochen. Und da ist die Pfarrei in Hilden auf dieses Projekt aufmerksam geworden und hat sich an uns gewandt und gefragt, ob sie schon mitmachen könnten. Da es für uns interessant ist zu schauen, wie das Projekt in einer Kleinstadt wie Hilden funktioniert, haben wir sie in die erste Pilotphase aufgenommen. Die zweite Pilotphase wird Ende Oktober starten, dann kommt der Kreis Euskirchen dazu.

DOMRADIO.DE: Welche Ziele haben Sie außerdem noch? Was kann da noch kommen in Sachen "Pfarrbuero24"?

Kleine: Wenn "Pfarrbuero24" in allen Feinheiten ausgereift ist, dann werden wir das auf das gesamte Erzbistum Köln ausrollen, so der Kölner Erzbischof das will. Davon gehe ich aber aus. Dann haben wir "Pfarrbuero24" für das gesamte Erzbistum Köln zur Verfügung.

Wie gesagt, 24 Stunden ist natürlich sehr ambitioniert, weil nicht alle Pfarrbüros 24 Stunden aufhaben. Wir rechnen damit, dass wir auf jeden Fall innerhalb von drei Werktagen ein Feedback geben können. Es soll auf jeden Fall kurzfristig immer ein Feedback geben. Im Erzbistum Köln denke ich, sind wir im Frühjahr soweit.

Wenn andere Bistümer interessiert sind, können die sich natürlich gerne an uns, beziehungsweise ans Erzbistum Köln wenden. Denn wir greifen auf die Daten des Pfarreifinders zu. Wir haben auch schon aus anderen Bistümer Nachricht erhalten. Da hat jemand mal drauf geklickt und geschaut, was passiert. Auch der findet sein zuständiges Pfarrbüro. Im Moment funktioniert es aber noch nicht, dass dieses Pfarrbüro dann auch benachrichtigt wird und eine Anfrage dafür eingegangen ist.

Das Interview führte Carsten Döpp.


Dr. Werner Kleine / © Katholische Citykirche Wuppertal
Dr. Werner Kleine / © Katholische Citykirche Wuppertal
Quelle:
DR