Digitalisierungsschub durch Corona an erzbischöflichen Schulen

"Wir haben viel vor"

Für Schulen ist die Zeit der Corona-Pandemie herausfordernd. Digital wurde einiges aufgefangen. Welche Erfahrungen haben die katholischen Schulen im Erzbistum Köln gemacht?

Digitalisierung gibt es heute fast überall / © Rolf Vennenbernd (dpa)
Digitalisierung gibt es heute fast überall / © Rolf Vennenbernd ( dpa )

DOMRADIO.DE: Wie beurteilen Sie das Homeschooling in den katholischen Schulen?

Thomas Pitsch (Leiter der Abteilung Katholische Schulen in freier Trägerschaft im Erzbistum Köln): Das Homeschooling war für die Schulen und für die Familien eine große Herausforderung und ich will beim Bilanzieren den Lehrerinnen und Lehrern, unseren Schulleitungen und allen voran auch den Eltern einen herzlichen Dank aussprechen. Das habe ich auch schon in einem Brief getan, den ich an alle Mitarbeitenden und auch an die Eltern geschrieben habe. Denn wir sind in eine Situation gekommen, die uns alle vor neue Herausforderungen gestellt hat. Ganz wichtig beim Homeschooling war, dass wir die Angebote kombinieren, sodass synchrone und asynchrone digitale Lernangebote gemacht werden konnten.

DOMRADIO.DE: Was heißt das ganz konkret?

Pitsch: Wir haben für alle unsere Schulen eine Lernplattform eingerichtet, damit über diese Lernplattform Kurse und Arbeitsmaterialien, Lehr- und Lernvideos eingestellt werden können. Eine weitere Anforderung war, dass die Kinder zeitunabhängig auf diese Lernplattform zurückgreifen können. Ergänzt wurden solche Angebote dann durch Videokonferenzformate, die wir aber in der jeweiligen Passung für die Schule durchgeführt haben, und durch andere Formen der Kontaktaufnahme mit den Schülerinnen und Schülern.

Wir mussten noch mal anrufen und sicherstellen, dass der Faden, der ganz wichtig ist, im Beziehungsgefüge zwischen Schule und Kind, zwischen Lehrer und Kind, nicht abreißt. Da haben wir auch noch einmal feststellen dürfen, welch wichtige Beziehungsarbeit in Schulen geleistet wird, und wie wichtig es ist, dass Kinder eben nicht in einem Homeoffice arbeiten, sondern dass sie in den Beziehungsgefügen von Mitschülerinnen und Mitschülern, von Lehrerinnen und Lehrern arbeiten und sich entfalten können.

DOMRADIO.DE: Wie ist denn die technische Ausstattung der Schulen? Gab es da genug Möglichkeiten, das Homeschooling zu ermöglichen?

Pitsch: Wir sind ja, Gott sei Dank, in der glücklichen Lage, dass wir schon ganz viel Technik in unsere Schulen durch die Programme "Gute Schule 2020" und auch den Digitalpakt gebracht haben. Gleichwohl kann ich auch sagen, dass der Schub an Digitalisierung, der durch diesen Lockdown entstanden ist, uns auch gezeigt hat, dass wir noch Luft nach oben haben. Das heißt, gerade bei den Videokonferenzformaten mussten wir uns auch an die Formen, die die richtigen sind, herantasten.

Wir sind jetzt dazu übergegangen, dass wir verschiedene Formate, die die datenschutzrechtlichen, aber auch die pädagogischen Standards erfüllen können, hier in Echtzeit mit Testgruppen ausprobieren, um den Schulen auch nach den Sommerferien eine Auswahl an funktionsfähigen und geeigneten Modellen und Konferenzformaten zur Verfügung zu stellen.

DOMRADIO.DE: Alles digital: Da wird ja schon vorausgesetzt, dass jedes Kind dann zuhause auch einen Zugang zum Internet oder eben den entsprechenden Computer hat. Kann man davon ausgehen?

Pitsch: Davon kann man, ehrlich gesagt, nicht ausgehen oder nicht so einfach ausgehen. Wir haben da gut reagieren können. Sowohl von der Seite des Schulträgers haben wir da Abhilfe schaffen können, wo die Situation zu Hause es erforderlich machte, den Kindern Geräte zur Verfügung zu stellen. Die Fördervereine unserer Schulen haben Großartiges geleistet, weil sie auch sehr schnell unkomplizierte Hilfestellungen gegeben haben.

So haben wir uns auf den Weg begeben, behutsam. Die Elternhäuser, in denen es nicht selbstverständlich ist, dass jedes Kind ein solches Gerät hat, auch auf diesen Stand bringen zu können. Aber für uns ist auch wichtig, dass wir mit den Eltern im Gespräch bleiben. Ich habe regelmäßige Videokonferenzen mit den Pflegschafsvorsitzenden und der katholischen Elternschaft geführt und habe da auch immer wieder gebeten, dass Eltern untereinander sich auf die Möglichkeiten hinweisen, die der Schulträger gibt, um Familien mit Geräten auszustatten.

DOMRADIO.DE: Das Ganze kann eine große Chance sein, das digitale Lernen jetzt auszubauen, Lücken zu schließen. Die Zukunft wird zunehmend digitalisiert sein. Die Schülerinnen und Schüler darauf vorzubereiten, das kann eigentlich nur sinnvoll sein, oder?

Pitsch: Das ist sinnvoll und gut so. Und ich habe eben gesagt, das hat uns einen Schub gegeben, und diesen Schub nehmen wir auch voll mit. Unsere Lehrerinnen und Lehrer werden nach den Sommerferien mit digitalen Endgeräten ausgestattet werden. Das heißt, wir sind an der Stelle, darf ich mit Stolz und Dankbarkeit sagen, federführend, dass alle unsere Mitarbeitenden mit einem dienstlichen Gerät ausgestattet werden können. Wir werden auch die Planungen für die Zeit nach den Sommerferien in verschiedenen Modellen denken. Das heißt auch immer in der denkbaren Kombination von Präsenzunterricht und Lernen auf Distanz.

Wir werden für die Schulen ein übergeordnetes Digitalkonzept trägerspezifisch entwickeln lassen und mit den Schulen dann auch in die Einzelarbeit vor Ort weitergehen und die spezifischen Ausformulierungen für die jeweilige Schule vorantreiben. Wir haben viel vor und nehmen das mit Leidenschaft auf, weil wir wissen, dass digitale Schule ein Element der schulischen Zukunft ist.


Quelle:
DR