Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen zu 20 Jahren DOMRADIO.DE

"Seit dem Sendestart geht es eigentlich ab wie die Feuerwehr"

Am 11. Juni 2000, damals Pfingsten, ging DOMRADIO.DE erstmals auf Sendung. Im Interview blickt Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen auf 20 Jahre und einen im wahrsten Sinne furiosen Sendestart zurück. 

Kardinal Meisner weihte 2001 das domradio-Studio ein - und löste Feueralarm aus (DR)
Kardinal Meisner weihte 2001 das domradio-Studio ein - und löste Feueralarm aus / ( DR )

DOMRADIO.DE: Ich habe gerade das Gefühl, 20 Jahre ist doch gar nicht so lange her. Wie geht es denn dir dabei?

Ingo Brüggenjürgen (DOMRADIO.DE-Chefredakteur): Ein komisches Gefühl. Die Zeit vergeht ja immer wie im Flug, aber man hat doch sozusagen einige Jahre auf dem Buckel – 20 Sendejahre sind viel. Ich vergleiche das immer mit meinen Kindern: Die drei waren damals auch ganz klein, und ich weiß, dass der damalige Erzbischof von Köln, Kardinal Meisner, gesagt hat: Herr Brüggenjürgen, ich vertraue Ihnen noch ein viertes Baby an. Dieses Baby ist jetzt richtig erwachsen und kann natürlich auch selbstständig laufen. Mit 20 hat man gar nicht mehr so viel zu melden als Papa.

DOMRADIO.DE: Eine Geschichte gehört zum DOMRADIO-Sendestart auf jeden Fall dazu: Der Feueralarm, den Joachim Kardinal Meisner bei seinem ersten Besuch im Sendestudio ausgelöst hat. An was erinnerst du dich dabei?

Brüggenjürgen: Wir waren alle total aufgeregt und hatten eigentlich an alles gedacht. Wir hatten den Kardinal gebeten, nach dem Pfingstgottesdienst doch bitte nicht das Weihwasser, sondern Weihrauch mitzubringen. Davon hat er dann ordentlich Gebrauch gemacht, das war natürlich spürbar – besonders für die Rauchmelder an der Decke.

Wir haben gar nicht daran gedacht, aber der Rauch und Feueralarm bei der Feuerwehr ist natürlich angekommen. Das war ein furioser Sendestart, und seit dem geht das eigentlich bei uns im DOMRADIO ab wie die Feuerwehr.

DOMRADIO.DE: Wir waren auf jeden Fall sofort in den ganzen Tageszeitungen, in den anderen Medien. Man hat gemerkt: Da ist jemand Neues. Und unser Team hat sich natürlich in den 20 Jahren auch vergrößert. Wir sind professioneller geworden. Wir machen natürlich längst viel mehr als Radio, und wir haben viel zusammen erlebt. Mehrere Päpste, Bischofswechsel, Weltjugendtage: Im Rückblick Ingo, was waren deine Highlights?

Brüggenjürgen: Ach, es gab so viele schöne Momente. Da möchte ich gar nicht sagen: Dieses oder jenes war es. Aber in ganz besonderer Erinnerung bleibt natürlich der Weltjugendtag 2005. Das war schon ein einmaliges Erlebnis. Wir waren als kleiner Sender mittendrin, vor dem Dom. Es war der große Weltjugendtag, wo wir eigentlich gesagt haben: Da wird vielleicht noch Papst Johannes Paul II. kommen.

Das ging dann nicht mehr, weil er zwei Monate vorher verstorben war. Dann kam der neue Papst, der deutsche Papst Benedikt XVI. – und eine Million Jugendliche mit ihm im Schlepptau. Da gab es natürlich von morgens bis abends rund um die Uhr Berichte. Da war sozusagen spürbar, für was unser Sender steht: Für den guten Draht nach oben, der immer wieder versucht, das Frohe im Leben, das Evangelium, in diese heutige Zeit hinein zu sprechen.

Das gelingt uns, glaube ich, zunehmend besser, weil wir ein Gespür dafür entwickeln, was die Menschen heute bewegt und in welcher Sprache wir das machen müssen. Was auch immer deutlicher ist: Es ist natürlich viel Teamarbeit. Wir haben mit fünf, sechs Leuten angefangen. Mittlerweile sind es über 30 Hauptamtliche und ein ganzes Heer von freien Mitarbeitern.

Da sind auch viel mehr Kanäle hinzugekommen, die wir bespielen: Social Media, Online, Fernsehübertragungen. Am Anfang hatten wir "nur" Radioprogramm. Es ist also eine sehr gute Entwicklung, und ich glaube, darauf dürfen wir auch ein bisschen stolz sein heute nach 20 Jahren.

DOMRADIO.DE: Wenn du über den Weltjugendtag sprichst, dann kommt bei mir Gänsehautgefühl hoch. Da gab es einen enormen Teamgeist. Welches Gefühl kommt da bei dir auf - Wehmut? Stolz? 

Brüggenjürgen: Es ist eher eine Aufbruchsstimmung. Ich glaube, dass wir gut aus den Startblöcken gekommen sind. Wir haben Pfingsten 2000 angefangen, aber was sind 20 Jahre mit Blick auf die Kirchengeschichte?

Wir stehen oft mit unseren Mikros vorm Dom. Wenn man auf diese riesige Kathedrale schaut, an der ja seit Jahrhunderten gebaut und gewerkelt wird und in der Leute ihren Glauben leben, dann fühlt man sich irgendwie wie ein winziges kleines Staubkörnchen. Trotzdem macht es Spaß, daran mitzuwirken. Und ich glaube, da liegt noch jede Menge Arbeit vor uns, denn - das hat Corona jetzt auch wieder gezeigt - wir brauchen eigentlich immer wieder neue Wege zu den Menschen, um das Evangelium wirksam zu verkünden.

Wir dürfen nicht darauf vertrauen, dass die Leute einfach zu uns kommen und sich das abholen, was sie brauchen, sondern wir sind eine "Hingehkirche": Geht hinaus in alle Welt, verkündet allen Geschöpfen die Frohe Botschaft. Und das kann man in einer digitalen Informations- und Mediengesellschaft ja gar nicht ohne die ganzen Kanalarbeiter, die da im Weinberg des Herrn tätig sind.

Das Interview führte Dagmar Peters.


Quelle:
DR
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