Fastenhirtenbrief des Kölner Erzbischofs

"Freude am Evangelium wiedergewinnen“

In seinem Fastenhirtenbrief greift der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki unter dem Titel "Die Freude am Evangelium wiedergewinnen" einen Leitgedanken aus dem "Brief an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland" von Papst Franziskus auf. 

Kardinal Rainer Maria Woelki, Erzbischof von Köln / © Julia Steinbrecht (KNA)
Kardinal Rainer Maria Woelki, Erzbischof von Köln / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Darin hatte sich der Heilige Vater im vergangenen Juni intensiv mit der Situation der Kirche in Deutschland auseinandergesetzt und die Bedeutung der Evangelisierung als die "eigentliche und wesentliche Sendung der Kirche" betont. Kardinal Woelki lädt die Gläubigen des Erzbistums Köln dazu ein, sich die Zielsetzung des Papstes auch im Rahmen des Pastoralen Zukunftsweges ganz konkret zu Herzen zu nehmen: "Evangelisierung als unser gemeinsames Herzensanliegen! Als unsere Zukunftsinvestition für einen wieder mehr ansteckenden Glauben in einer Zeit umfassender Veränderungen in Kirche und Gesellschaft."

Der Fastenhirtenbrief wird am ersten Fastensonntag in allen Heiligen Messen einschließlich der Vorabendmessen verlesen und ist dann auch als Video verfügbar. Die Video-Fassung bietet den Gemeinden erstmalig zusätzlich zur gedruckten und verlesenen Version auch die Möglichkeit für eine Ausstrahlung in der Kirche. 

Halbierung des Pastoralen Personals

Eine Halbierung des Pastoralen Personals, deutlich größere Pfarreistrukturen, kleiner und älter werdende Gemeinden: Auch auf der so genannten "Aktuellen Etappe" des Pastoralen Zukunftsweges als geistlichem Weg der Kirchenentwicklung müsse sich jeder auf deutlich veränderte Rahmenbedingungen einstellen, so Kardinal Woelki. Die "Freude am Evangelium" sei dabei keine Selbstverständlichkeit. Sie müsse erfahren werden können. Dies müsse besonders "an den Schwellen unserer Kirchentüren" auf Straßen und Plätzen oder in Gefängnissen und Krankenhäuser geschehen, zitiert er Papst Franziskus.

"Aus ganzem Herzen" bittet Kardinal Woelki die Gläubigen im Erzbistum Köln darum, sich "dafür in unseren Gemeinden, den Institutionen und an den vielen Orten des kirchlichen Lebens in unserem Bistum" stark zu machen. Weniger Einnahmen und steigende Ausgaben bedeuteten für alle Bereiche spürbar geringere Finanzmittel. 

"Dienende und ermutigende Leitungskultur auf allen Ebenen"

Auf längere Sicht könne das Erzbistum auch nicht alle seiner 1.200 Kirchen und Kapellen erhalten, erklärt der Kardinal. Kleiner und älter werdende Gemeinden würden das kirchliche Leben nicht wie bisher fortführen können. 

Der Erzbischof fordert die Gemeinden auf, "eine breite Willkommenskultur innerhalb und außerhalb unserer Kirchenräume" zu leben. Notwendig sei zudem eine "dienende und ermutigende Leitungskultur auf allen Ebenen des kirchlichen Lebens". Dazu gehöre auch "die Erprobung von auf Zeit übertragener Verantwortung in Gemeinden an ein Team getaufter und gefirmter Christen".

Ein erneuertes Miteinander

Zwischen Priestern, anderen Seelsorgemitarbeitern, Hauptberuflichen und Engagierten in kirchlichen Einrichtungen müsse es ein erneuertes Miteinander geben, so Woelki. Möglichst viele Getaufte seien in die Sendung der Kirche einzubinden. Der Kardinal bittet darum, sich für Arme, Bedrängte, Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung einzusetzen.

Nach dem Willen des Erzbischofs soll die Messfeier mit dem Sakrament der Eucharistie "geistlich vertieft" gefeiert werden; dabei wird nach katholischem Verständnis Jesus durch eine Wandlung von Brot und Wein selbst gegenwärtig. Auch der Anbetung des Sakramentes müsse wieder "neu Raum, Zeit und Gestaltung" gegeben werden.


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