St. Gereon-Festwoche geht zu Ende

"Das macht richtig Freude, das ermuntert und ermutigt"

Drei große Jubiläen hat Innenstadtgemeinde in Köln diese Woche gefeiert. Am Sonntag geht die Festwoche mit einem feierlichen Abschluss zu Ende. Domkapitular Dominik Meiering und Monsignore Rainer Schnettker blicken zurück und voraus.

St. Gereon, Köln / © Martin Biallas (DR)
St. Gereon, Köln / © Martin Biallas ( DR )

DOMRADIO.DE: Herr Meiering, drei Jubiläen auf einmal: Was bedeuten die für Sie persönlich?

Domkapitular Dominik Meiering (Leiter der Innenstadtgemeinden in Köln): St. Gereon ist eine der schönsten und großartigsten Kirchen, die wir nicht nur in Köln, nicht nur im Erzbistum, sondern in ganz Deutschland haben - davon bin ich fest überzeugt. Sie ist 1700 Jahre alt – aber vor 950 Jahren hat Erzbischof Anno diesen Langchor gestiftet. Das heißt, an der Kirche ist immer gebaut worden.

Vor 800 Jahren hat man dann den antiken Ovalbau neu gemacht. Man hat ein Dekagon eingebaut, eine Kuppel ist durch ein gotisches Kreuzrippengewölbe ersetzt und nochmal erhöht worden. Vor 700 Jahren ist schließlich eine gotische Sakristei angebaut worden, die ganz wunderschön ist und die wir jetzt als Schatzraum und als Blasiuskapelle wieder in Betrieb genommen haben.

Das beeindruckt mich so sehr: So viele Menschen kommen, die sich interessieren, sich das anschauen, die mitfeiern wollen. Das macht richtig Freude, das ermuntert und ermutigt.

DOMRADIO.DE: Sie sind seit etwas mehr als einem Jahr an dieser Stelle tätig. Was schätzen Sie auch an der Kirchengemeinde, an den Menschen vor Ort?

Meiering: Dass sich die Menschen sofort darauf eingelassen haben, als wir miteinander ins Gespräch gekommen sind: "Wir haben so tolle Jubiläen - wer hat Lust mitzutun?" Da gibt es im Pfarrgemeinderat, im Kirchenvorstand, aber auch andere Ehrenamtliche, die gesagt haben: "Wir müssen die Chance nutzen."

Wenn ich alleine schaue, mit wie viel Kleinarbeit und mit wieviel Leidenschaft diese gotische Sakristei umgebaut worden ist. Ich ernte jetzt vieles von dem, was schon vor mir gesät wurde und wo man sagen kann: "Da ist über Jahre nicht nur daran gearbeitet worden, dass diese Kirche erhalten bleibt, sondern auch daran, dass sie lebendig wird."

DOMRADIO.DE: Am Donnerstag haben Sie eine Festmesse gefeiert, für und mit der Militärseelsorge in Köln. Nehmen Sie uns kurz mit: Was war das Besondere an dem Gottesdienst, Monsignore Schnettker?

Monsignore Rainer Schnettker (Leitender Militärdekan in Köln): Das Jubiläum steht natürlich im Vordergrund, weswegen wir es dann etwas größer gemacht haben. Auch vom musikalischen Einsatz her. Neben der Orgel konnten wir die Unterstützung des Musikkorps aus Siegburg in Anspruch nehmen. Das macht in dieser eben schon so schön beschriebenen Kirche eine ganz tolle Atmosphäre aus. Man kann sagen, hier werden Herz und Geist noch einmal ganz anders erhoben.

Aber auch unter dem Aspekt der Ereignisse der letzten Tage, dem Anschlag in Halle, zeigt sich, dass wir neben dem Tun auch im Gebet miteinander verbunden sind. Da kommt die Frage Bedeutung: Wofür stehen wir? Wofür stehen die Soldatinnen und Soldaten? Für den Frieden eben. Das hatte also eine aktuelle Komponente durch den Anschlag des Vortages.

DOMRADIO.DE: Ein weiteres Highlight war ganz sicher am Mittwoch – da haben Sie eine große Podiumsdiskussion angeboten. „History of Europe – Keine Sicherheit ohne Gewalt?“ hieß es da. Wie ist dieser Zusammenhang in dem Titel der Veranstaltung zu verstehen: Braucht es die Gewalt, damit wir Sicherheit haben?

Schnettker: Darum geht es natürlich unter anderem. Zunächst war es wichtig, mit verschiedenen Fachexperten zu schauen, wie steht die katholische Kirche zu dieser großen Frage von Frieden und Gewalt - auch aus dem Evangelium heraus - hier ist die Bergpredigt sehr wichtig. Und welche geschichtlichen Rückblicke helfen uns in den heutigen Zeiten, einen Frieden in Europa zu schaffen, der hoffentlich ohne Gewalt funktioniert. Das war ein Ziel, was wir versucht haben zu erreichen, und ich glaube, in den verschiedenen Aussagen konnten wir uns da wieder neu auf den Weg machen.

Es sind die Frage des Weges und die Frage des Dialoges. Es geht um die große Frage der Politik, aber es geht eben auch darum, dass Menschen ins Gespräch kommen - auch diejenigen, die andere Lebensentwürfe, andere Lebensentscheidungen gefällt haben. Da geht es stark darum, wie man Leute zueinander ins Gespräch bringt und dann ins miteinander.

DOMRADIO.DE: Dieser Dialog am Mittwochabend war Teil der Festwoche in St. Gereon. Jetzt gab es in dieser Woche feierliche Gottesdienste und auch Konzerte und Vorträge. Damit ist aber ja nach morgen nicht einfach Schluss – wie geht es denn weiter? Es ist ja ein ganzes Festjahr.

Meiering: Sonntagabend beginnt der festliche Abschluss dieser Festwoche mit einem Vesper-Gottesdienst. Das ist ganz beeindruckend, weil die Kirche mit ganz vielen Kerzen erleuchtet ist. Tausende Kerzen, die dann auf den verschiedenen Galerien zu sehen sind. Eine Reliquien-Prozession um die Kirche mit Kapelle schließt sich an. Da ist immer ein wirkliches Highlight am Sonntagabend um 19 Uhr.

Dann geht es aber weiter. In den nächsten Wochen haben wir einige hochkarätige Konzerte und Veranstaltungen. Wir haben zum Beispiel eine alte Messe ausgegraben, die im 17. Jahrhundert von einem Stiftsherrn von St. Gereon für die Kirche komponiert worden ist. Wir haben das Anno-Lied und das Anno-Officium ausgegraben, das uns Maria Jonas neu vertont hat und dann im mittelalterlichen Stil aufgeführt.

Wir haben die Orgel-Festtage mit tollen Organisten. Wir haben die Domchöre mit Bachs Adventsprogramm zu Gast, wenn es dann Richtung Dezember geht. Ich komme da gar nicht aus dem Schwärmen raus, so viele schöne und wunderbare Sachen haben wir im Programm.

Das Gespräch führte Katharina Geiger.


Domkapitular Dr. Dominik Meiering / © Tomasetti (DR)
Domkapitular Dr. Dominik Meiering / © Tomasetti ( DR )

Militärdekan Msgr. Rainer Schnettker / © Beatrice Tomasetti (DR)
Militärdekan Msgr. Rainer Schnettker / © Beatrice Tomasetti ( DR )
Quelle:
DR
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