Dritter afrikanischer Katholikentag in Nordrhein-Westfalen

Nicht nur, um die eigene Identität zu stärken

Einen afrikanischen Katholikentag hier in Deutschland? Was man zunächst nicht vermuten würde, findet in diesem Jahr bereits das dritte Mal statt. In Leverkusen-Opladen wird unter anderem ein Pontifikalamt mit Weihbischof Schwaderlapp gefeiert.

Eine andere Gottesdienstkultur: Afrikaner bewegen sich mehr / © Omri Eliyahu (shutterstock)
Eine andere Gottesdienstkultur: Afrikaner bewegen sich mehr / © Omri Eliyahu ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Am 21. und 22. September feiern Sie den dritten afrikanische Katholikentag. Wie ist es denn zur Idee gekommen, einen solchen in Deutschland zu veranstalten?

Ingbert Mühe (Referent für Internationale Seelsorge im Erzbistum Köln): Es ist der dritte afrikanische Katholikentag. Es gab jeweils schon zwei Katholikentage, die aber nur als Tagesveranstaltungen in anderen Bistümern stattgefunden haben. Die nordrhein-westfälischen afrikanischen Gemeinden haben sich dann entschlossen, zusammen mit den Bistümern mal zu versuchen einen Katholikentag über zwei Tage hinweg zu veranstalten. Das heißt es gibt also auch die Möglichkeit der Übernachtung.

Da sind wir der Gemeinde in Leverkusen sehr dankbar, die uns Übernachtungsquartiere zur Verfügung gestellt hat. Das Echo darauf war nämlich sehr gut und sehr groß. Alle nordrhein-westfälischen Bistümer – Köln, Paderborn, Münster, Aachen und Essen – sind daran beteiligt. So kommen doch viele Menschen zu Workshops und zum Gebet zusammen, um miteinander zu feiern und sich auszutauschen.

Im Mittelpunkt steht die afrikanische Identität und nicht die einzelnen Nationen in Afrika – die Afrikaner feiern ihren ganzen Kontinent.

DOMRADIO.DE: Aus welchen afrikanischen Ländern kommen die Katholiken?

Mühe: Die Katholiken kommen aus Ghana, Nigeria, Ruanda und aus weiteren Ländern. Alle sind zum afrikanischen Katholikentag eingeladen, auch die Menschen aus Deutschland.

DOMRADIO.DE: Frau Tinzoh, Sie organisieren die Tage mit und sind selbst Afrikanerin. Was ist die Intention hinter dem internationalen Fest?

Laura Tinzoh: Man muss es einfach so sehen, wenn ein Afrikaner nach Deutschland kommt ist er oder sie mit vielen Ängsten konfrontiert. Man hat einfach Angst, eine neue Kultur kennenzulernen. Wir sagen ja immer: "Neues Land, neue Sitten." Man hat Angst zu versagen und Angst eine neue Sprache zu lernen. Man stellt sich die Frage, werde ich überhaupt akzeptiert? Passe ich da rein?

Gott sagt uns einfach: Habt keine Angst, ihr seid meine Kinder, ich habe die Welt überwunden. Wenn wir in eine Gemeinde aufgenommen werden, wie hier im Erzbistum Köln, sehen wir wirklich, dass wir Teil der Gemeinde sind. Wir können unsere Ideen ausleben. Das ist natürlich sehr gut und es hilft uns auch diese Angst ein bisschen auf die Seite zu stellen.

DOMRADIO.DE: Wie viele Menschen erwarten Sie denn?

Mühe: Die Zahlen sind ein bisschen unterschiedlich, aber in der höchsten Schätzung, die wir haben, werden bis 800 kommen. Wir wissen natürlich jetzt nicht, wie viele von der deutschen Gemeinde kommen. Da sind ja auch all sehr herzlich eingeladen, insbesondere nicht nur zu den Veranstaltungen, sondern auch zum Schlussgottesdienst. Es ist also ein gemeinsames Glaubensfest. Wir denken, dass die Kirche fast zu klein sein wird, um diese Menschen alle aufzunehmen. Wir freuen uns über jeden, der dazu kommen wird.

Am Sonntag um 11 Uhr feiern wir in St. Remigius mit Weihbischof Schwaderlapp und allen afrikanischen Gemeinden zusammen ein Pontifikalamt. Verschiedene Chöre aus allen afrikanischen Gemeinden sind daran beteiligt. Es ist auch ein Bischof aus Ghana mit seinem Generalvikar dabei, Monsignore Heinz-Peter Teller ist dabei und der Sprecher der Afrikaner in Nordrhein-Westfalen, Father Dr. Victor Anoka.

DOMRADIO.DE: Das Motto in diesem Jahr heißt "Fürchtet euch nicht". Warum gerade dieses Motto?

Tinzoh: Wir wollen uns daran erinnern, dass wir keinen Grund haben, ängstlich zu sein. Gott ist unser Felsen. Er hat uns in seinen Worten immer wieder gesagt: Habt Mut! Aber man vergisst es auch einfach im Alltag, hat Probleme und Stress mit der Familie oder mit Kollegen. Das Motto bestärkt darin, wirklich mit Mut vorwärts zu gehen.

DOMRADIO.DE: Es prallen ja zwei Welten aufeinander, wenn man sieht, wie Afrikaner den Gottesdienst feiern und wie es in Deutschland ist. Wie sind Sie damit umgegangen, als Sie hier hergekommen sind?

Tinzoh: Das war ein bisschen ein Schock. In meinem ersten Gottesdienst habe ich gedacht: Was ist hier los? Schlafen die Menschen? Ich war ein bisschen schockiert, als ich mich umgesehen habe, war um mich herum niemand. Irgendwann habe ich dann festgestellt, dass es einfach normal ist. Ich mache es jetzt so hier im Gottesdienst, wenn ich mich zu dem Lied bewegen kann, dann bewege ich mich auch mit. Da klatsche ich. Manchmal werde ich komisch angeguckt, aber ich mag das. Manchmal fangen dann die Menschen neben mir auch an, sich ein bisschen mitzubewegen. Ich habe in Deutschland gelernt: Was nicht verboten ist, ist erlaubt.

Deshalb leben wir einfach unseren Glauben so, wie wir das kennen. Und natürlich versuchen wir das nicht zu übertreiben. Es geht ja auch darum, eine Gemeinschaft zu schaffen, wo alle voneinander lernen, aber auch ihre Identitäten nicht verlieren. Sie alle wissen vielleicht, wir Afrikaner sind sehr spontan, wir sind sehr lebendig. Wenn wir Gottesdienst feiern, ist das bei uns wirklich feiern. Ja, wir klatschen, wir haben einfach Spaß und deshalb würden wir uns wirklich sehr freuen, wenn viele kommen. Wir haben Platz, wir haben Essen, wir haben alles. Also kommen Sie! 

Das Interview führte Dagmar Peters.


und auch Kölns Weihbischof Dominikus Schwaderlapp / © Ingo Brüggenjürgen (DR)
und auch Kölns Weihbischof Dominikus Schwaderlapp / © Ingo Brüggenjürgen ( DR )
Quelle:
DR